Die Universität ist kein diskriminierungsfreier Raum. Ganz im Gegenteil, Diskriminierung ist leider auch Teil unseres universitären Lebens. Eines der größten Probleme ist Sexismus. Doch was ist Sexismus? Was ist sexualisierte Gewalt und wie sollten wir sie bekämpfen?
Sexismus bezeichnet die soziale Konstruktion von Unterschieden zwischen Frauen und Männern und legt damit die ideologische Grundlage für Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts. Sexualisierte Gewalt als Folge eines sexistischen Weltbildes tritt besonders in Abhängigkeitsverhältnissen und hierarchischen Strukturen auf. Die Universität ist noch immer ein von Männern dominierter Raum, beispielhaft kann dafür die Anzahl von weiblichen Professor_innen und Lehrpersonal stehen.
Sexistische Kommentare und Werbungen sind vielen Studierenden wohlbekannt, doch all zu oft werden selbstbewusste Studierende, die sich gegen sexistische Tendenzen zur Wehr setzen, enttäuscht. Sie sehen sich Verläumdungsvorwürfen ausgesetzt oder die Beschwerden werden ignoriert. Der Kampf gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt fordert daher insbesondere eines: einen offensiven Umgang mit dem Thema.
Kommt es zu Fällen sexualisierter Gewalt an der MLU, so greift die 1998 vom akademischen Senat verabschiedete Richtlinie gegen sexuelle Diskriminierung, Belästigung und Gewalt. Des Weiteren gewährleistet das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG, Bundesgesetzt; seit 2006) den Opfern rechtliche Möglichkeiten, gegen Diskriminierungen vorzugehen. Dennoch weisen beide Instrumente eklatante Mängel auf, gerade im Hinblick auf die Rolle der Studierenden. Studierende werden ausschließlich als Täter_innen definiert. Keine der beiden Schriften ermöglicht es Studierenden, als Betroffene anerkannt zu werden. So wichtig die Inhalte der Richtlinie und des AGGs auch sind, für Studierende greifen sie nicht. Studierende stehen oft ohne rechtlichen Schutz da.
Um diese Probleme zu lösen, hat sich vor einem Jahr der Arbeitskreis Sexuelle Belästigung an der MLU gegründet. Hier arbeiten Vertreter_innen aus dem Gleichstellungsbüros, der AGG-Beschwerdestelle, dem Personalrat, dem Studentenwerk sowie aus der Studierendenschaft an einer neuen, umfassenden Richtlinie. Des weiteren hat der Arbeitskreis das Ziel, das Thema sexualisierte Gewalt an der Hochschule zu enttabuisieren.
Sexualisierter Gewalt muss also auf mehreren Wegen entgegengetreten werden. Wir fordern die gewählten Gremien der MLU sowie die Hochschulleitung dazu auf, die Überarbeitung der universitären Richtlinie gegen sexualisierte Gewalt zu unterstützen. Die Universität muss zudem deutlich machen, dass Diskriminierungen jeglicher Art an der Martin-Luther-Universität keinen Platz haben und verfolgt werden. Fälle von sexualisierter Gewalt dürfen nicht unter den Teppich gekehrt werden. Die Hochschulgremien müssen sich für eine Anpassung des AGGs an Studierendenbelange einsetzen. Weiterhin muss das Rektorat Druck auf die Landesregierung ausüben, damit diese die entsprechende Hochschulgesetzgebung ändert! Zudem sind alle Mitglieder_innen der Hochschule aufgefordert, sich für mehr Geschlechtergerechtigkeit an der Universität einzusetzen und das Ausnutzen von Abhängigkeitsverhältnissen nicht zu tolerieren.

Hier könnt ihr euch den Brief gegen Sexismus herunterladen.

(Text: Felix Schiedlowski und Bruno Gerkens )