Unser Arbeitskreis studieren mit Kind hat ein Positionspapier passend zum Thema veröffentlicht, welches wir euch nicht vorenthalten möchten.
+ erfolgter Ausbau des E-Learnings
Das vollständige Hochladen von Vorlesungsskripten als Element des E-Learnings befreit Studierende mit Kind vom Zwang der Anwesenheit in allen Veranstaltungen. Dies ist etwa in dem Fall von Vorteil, in dem keine Betreuung für das Kind organisiert werden kann. Durch das Hochladen von Skripten bieten die Dozent_innen die Möglichkeit einer eigenständigen Nacharbeit, so dass durch die persönliche Betreuung des Kindes keine Benachteiligungen im Studium entstehen. Wir sind uns bewusst, dass die Möglichkeit des weiteren Ausbaus des E-Learnings nur studiengangspezifisch besteht, da die vorwiegenden Veranstaltungsformen differieren, und würden eine weiterhin positive Entwicklung begrüßen.
+ Begrüßungsgeld
Das Begrüßungsgeld ist als finanzielle Leistung des Studentenwerks an die studierenden Eltern positiv hervorzuheben. Diese Aufwendung ist ein positives Beispiel, da sie die Lebenslage von Studierenden mit Kind als eine besondere anerkennt und in ersichtlicher Weise auf ihre schwierige finanzielle Situation reagiert.
+ Ausbau der Kinderbetreuung
Wir begrüßen den geplanten zentralen Bau einer weiteren universitären Kinderbetreuung auch außerhalb des bisherigen Standorts am Weinberg-Campus, wie es bei der Re-Auditierung als zukünftige Maßnahme angegeben wurde. Doch auch nach der zukünftigen Eröffnung einer zentralen KiTa betrachten wir diesen Prozess nicht als abgeschlossen. Vielmehr würden wir uns einen fortlaufenden Evaluationsprozess über die Inanspruchnahmewünsche universitärer Kinderbetreuung wünschen. Sollte dieser Prozess einen höheren Betreuungsbedarf ergeben, so ist diesem seitens der Universität zu entsprechen. Auch die Einrichtung eines universitären Babysitterpools wäre zu begrüßen, der sich nach finanziellen Gesichtspunkten an den Möglichkeiten der Studierenden orientiert.
+ Kostenfreier Kinderteller für Kinder studentischer Eltern
Der kostenlose Kinderteller stellt eine fortlaufende finanzielle Entlastung studierender Eltern dar und ist somit sehr zu begrüßen. Es ist jedoch aus unserer Perspektive umständlich, dass dieser Kinderteller jedes Semester neu beantragt werden muss. Schließlich haben die weiterhin immatrikulierten Studierenden auch weiterhin Kinder, die diese Leistung in Anspruch nehmen. In einzelnen Fällen sorgte es zudem für Unbehagen, dass kein einheitliches Verständnis über die Interpretation des Kindertellers besteht. So geben manche Mensen lediglich Beilagen aus, nicht aber Fleisch oder Fisch. Wir wünschen uns an dieser Stelle eine Gleichbehandlung von Studierenden und ihren Kindern.
+ Familienbüro/ Sozialberatung/ Studentenwerk
Universitäre Beratungseinrichtungen stellen aus unserer Sicht eine große Hilfe beim Eintritt in eine neue Lebenssituation dar. Daher gilt es diese auch in Zeiten, die als wirtschaftlich schwierig dargestellt werden, zu erhalten. Dieses gilt gleichermaßen für die Angebote des Familienbüros. An dieser Stelle müssen wir auch auf die dort verorteten drastischen Kürzungen kritisieren; schließlich sieht man etwa an der Stelle des Behindertenbeauftragten schon jetzt, wie sehr solche finanziellen Einschnitte Auswirkungen auf persönliche Studiensituationen haben können. Festzustellen ist zudem, dass situationsspezifische Anlaufstellen der Studierendenschaft, zu der wir uns als Arbeitskreis der Studierendenrats der Martin-Luther-Universtität zählen, keine Parallelangebote darstellen. Wir wünschen uns vielmehr einen Ausbau der universitären Beratungsangebote und eine bessere Öffentlichkeitsarbeit für diese.
+/ – Kernzeiten der Veranstaltungen und Anwesenheitspflichten
Die Betreuung der Kinder Studierender kann sich mitunter schwierig gestalten, wenn zu belegende Seminare in die späten Nachmittags- bzw. Abendstunden fallen. Dabei entsteht das Problem, dass die Kinder über einen langen Zeitraum (10 Stunden) in der Kindertageseinrichtung verweilen müssen, was zum Beispiel bei Klein- und Kleinstkindern als unangemessen betrachtet wird. Außerdem sollte bei der Seminarplanung beachtet werden, dass die meisten Kindertageseinrichtungen im Durchschnitt bis 16-17 Uhr geöffnet sind und darüber hinaus keine institutionalisierte Betreuung mehr gewährleistet ist bzw. auf eine weitergehende Betreuung kein gesetzlicher Anspruch besteht. In diesem Zusammenhang stehen die studierenden Eltern vor dem Problem ihre Veranstaltungen häufig nicht nach Interesse, sondern nur nach Verfügbarkeit wählen zu können. Wir würden uns zudem wünschen, dass die vorhandenen Möglichkeiten der Dozent_innen angesichts teilweise bestehender Anwesenheitspflichten für eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Studium und Elternschaft genutzt werden würden. Das betrifft selbstverständlich nur solche Studiengänge, in denen es die Gesetzeslage zulässt.
– Blockveranstaltungen
Blockseminare, die häufig auf Wochenenden fallen bzw. bis in den Abend hinein andauern, stellen für Studierende mit Kind insofern ein Problem dar, dass sie hierfür eine geeignete Kinderbetreuung organisieren müssen. Besonders für Alleinerziehende gestaltet sich dieser Umstand als schwierig. Es wäre in diesem Zusammenhang hilfreich eine institutsspezifische Kinderbetreuung für solche Situationen anzubieten bzw. an einigen strategisch sinnvollen Punkten der Stadt Halle eine universitäre Kinderbetreuung anzubieten. Sofern keine Betreuung organisiert werden kann, sollte seitens der Dozent_innen das Verständnis für die Mitnahme der Kinder in die Veranstaltungen gegeben sein.
-Hochschulnahe Betreuung/ Babysitterpools
Die Weinbergkids stellen zwar ein fachlich geeignetes Angebot dar, sind jedoch nicht zentral gelegen. Aus unserer Sicht wäre deshalb eine „Hochschulnahe Kinderbetreuung“, wie es das Audit vorsieht, angemessen. Des Weiteren wäre es im Sinne des Arbeitskreises ‚Studieren mit Kind‘ von Bedeutung einen Babysitterpool einzurichten, der speziell von Student_innen genutzt werden kann. Hierbei sollte sich auch preislich an die finanziellen Umstände von Studierenden angepasst werden. Babysitterangebote, wie sie beispielsweise vom Familienkompetenzzentrum für Bildung und Gesundheit in den Franckeschen Stiftungen angeboten werden, übersteigen mit 20€/h die finanziellen Möglichkeiten von Studenten.
-Flexible Prüfungstermine
In Bezug auf die Prüfungstermine am Ende des Semesters sollten von Seiten der Dozent_innen auch flexible Terminabsprachen möglich sein. Für Studierende mit Kind ist es häufig schwieriger bestimmte Fristen einzuhalten oder sich zu genau festgelegten Termin freizunehmen. Aus diesem Grund sollten mündliche Prüfungen und Klausuren in Ausnahmefällen auch zu anderen Zeitpunkten in gemeinsamer Absprache möglich gemacht werden. Auch in Bezug auf Hausarbeiten sollte den Studierenden mit Kind die Möglichkeit gegeben werden, ihre Fristen zur Abgabe der Hausarbeiten auch ohne Krankschreibung in Ausnahmefällen zu verlängern.
-Kindgerechte Infrastruktur
Ein Gang durch die Institute und Mensen macht schnell klar, dass die kindgerechte Infrastruktur durchaus Verbesserungspotential bietet. So gibt es beispielsweise in der Mensa Tulpe, aber auch in vielen anderen Mensen, nach wie vor keine Wickelmöglichkeiten für studierende Eltern und ihre Kinder. Dies ist besonders dahingehend negativ hervorzuheben, da eben dies in der Re-Auditierung als durchgeführte Maßnahme evaluiert wurde. Wünschenswert wäre auch die
Einrichtung von ruhigen Stillräumen. Zudem wären Stellplätze für Kinderwagen von Vorteil, da sie in den Mensen leicht den Durchgang versperren und somit zum Ärgernis für andere Besucher_innen werden. Weiterhin sollten in allen Mensen ausreichend Kinderstühle zur Verfügung gestellt werden. Als positive Beispiele lassen sich die Mensen Harz und Franckesche Stiftungen nennen. Wünschenswert wäre zudem die Einrichtung von Betreuungsmöglichkeiten, wo Eltern in freien Zeiten ihre Kinder selbst versorgen könnten.
-Begrüßungspaket mit Infomaterial zum Studieren mit Kind an der MLU wäre hilfreich
Für Eltern, die ein Studium aufnehmen ändert sich nicht nur die Lebenssituation – sie haben sicherlich auch viele Fragen rund um das Thema “Studieren mit Kind” und wünschen sich hierzu einen Ansprechpartner. Hier wäre es hilfreich, den studierenden Eltern bei der Immatrikulation ein Begrüßungspaket zu überreichen. Dieses könnte universitäres und studentisches Informationsmaterial zum Themenbereich erhalten.
-uni-weiter Gremienvor- oder nachmittag
Um allen Studierenden eine demokratische Mitbestimmung ihrer Hochschule zu ermöglichen, fordern wir einen uni-weiten Gremienvor- oder nachmittag. Zur Erreichung dieses Ziels sollten im zu bestimmenden Zeitraum keine Lehrveranstaltungen angeboten werden. Besonders für studierende Eltern hätte ein verlässlicher Zeitraum den Vorteil, dass sie eine kontinuierliche Kinderbetreuung organisieren könnten.
-Informationsakquise über studierende Eltern und ihre Bedürfnisse
Bisher ist uns keine universitäre Stelle bekannt, die genaue Angaben über die Anzahl von Student_innen mit Kind machen können. Auch wäre für ihre bessere Selbstvertretung der Aufbau eines eigenen Mail-Verteilers wünschenswert, der die studierenden Eltern zielgenau erreichen könnte. Wir würden uns daher im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten über eine Informationsakquise zu diesem und anderen Studierendengruppen wünschen.