Am 07. November, 20 Uhr, stellt Henryk M. Broder sein Buch „Vergesst Auschwitz! Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage“ im Melanchthonianum vor. Das Ganze findet im Rahmen der Antifaschistischen Hochschultage 2012 unserer Arbeitskreises Antifa statt. Herr Broder wurde als Autor zahlreicher Bücher bekannt und schreibt für die Tageszeitung „Die Welt“. In seinem neusten Werk beschäftigt er sich mit der Deutschen Vergangenheit und die Unfähigkeit, sich von dieser zu befreien:
„Die Deutschen leiden an Hitler wie andere an Schuppenflechte. Aus dem Versuch, sich gegen die eigene Geschichte zu immunisieren, ist eine Autoimmunerkrankung geworden. Ob es um den Einsatz in Jugoslawien oder in Afghanistan geht, um Atom- oder Gentechnik, Stammzellen, Sterbehilfe – immer steht das Nazi-Menetekel an der Wand und fordert seinen Tribut.
Der »Erinnerungswahn« ist ein wohlfeiles Ritual, das sich von der Realität losgelöst hat. Im besten Fall ist er unerheblich, im schlimmsten Fall eine rhetorische Nebelwand, hinter der ein neuer Antisemitismus gedeiht, der sich politisch korrekt als »Antizionismus« maskiert. Dieser wiederum speist sich nicht aus den üblichen Ressentiments, sondern aus dem Bedürfnis nach Entlastung. Für die Deutschen ist der jüdische Staat ein „daily reminder“ an das Vernichtungsprogramm, das die Nazis und ihre Verbündeten in Europa realisierten. Damit das schlechte Gewissen endlich abnehmen kann, wird Israels Politik gegenüber den Palästinensern hierzulande wie eine Wiederkehr der eigenen Vergangenheit wahrgenommen. Das ritualisierte Gedenken verschafft keine Erleichterung, es ist nicht mehr als eine leere Geste, eine Ablenkung von der Gegenwart – oder sogar noch Schlimmeres.“