Wohnen darf kein Luxusgut sein! Aber nicht nur, dass Wohnraum sowieso schon knapp ist, zusätzlich gelten 37,9 % der Studierenden als armutsgefährdet. Auch die Versorgungsquote mit Wohnheimplätzen ist deutlich zurückgegangen: Seit 2007 ist die Zahl der Studierenden bundesweit um 52 % gestiegen, die Zahl der Wohnheimplätze jedoch nur um 9 %. In Sachsen-Anhalt gab es im Wintersemester 2022/23 eine Unterbringungsquote von 8,77 %, in Halle von nur 6,87 %. Daher ist für Studierende, insbesondere am Studienanfang, die Suche eines bezahlbaren Schlafplatzes oft eine Herausforderung.
Mit dieser Motivation hat die Bundesregierung das Programm „Junges Wohnen“ geschaffen, mit dem der Bau oder die Modernisierung von Wohnraum für junge Menschen gefördert werden soll. Für Sachsen-Anhalt hat der Bund über 12 Mio. € zur Verfügung gestellt, die vom Land auf insgesamt 15,7 Mio. € aufgestockt wurden.
Vergangene Woche hat nun die Landesregierung die entsprechende Förderrichtlinie beschlossen. Wir freuen uns darüber, dass dabei sowohl Wohnraum für Studierende als auch für Auszubildende gefördert werden kann.
Leider stellt es sich derzeit jedoch so dar, dass die Mittel von den Studierendenwerken nicht für eine tatsächliche Erweiterung der Wohnheimplätze genutzt werden können. Problematisch soll zum einen die kurze Antragsfrist in der sommerlichen Urlaubszeit bis zum 6. August sein. Auch ist der Anteil der notwendigen Eigenmittel so hoch, dass wohl bei den derzeitigen Bau- und Finanzierungskosten von Krediten ein Neubau nicht realisiert werden kann, ohne die Mieten in anderen Wohnheimen zu erhöhen.
Wir halten es nicht für verantwortlich, Mieten in Wohnheimen zu erhöhen, damit andere Wohnheime gebaut werden können. Es kann aber auch nicht sein, dass so viel Geld für junges Wohnen zur Verfügung gestellt wird, mit dem aber dann das Ziel – die Erweiterung und Modernisierung von Wohnheimplätzen – nicht wirklich erreicht wird. Daher erwarten wir von den Studierendenwerken und der Landesregierung eine Zusammenarbeit und Überarbeitung der Richtlinie, damit neuer, bezahlbarer Wohnraum für junge Menschen geschaffen werden kann.