Auf der vergangenen Sitzung des Senats der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wurde der Antrag der Philosophischen Fakultät II zur Aufhebung der Studiengänge „Instrumentalpädagogik Gitarre 180 LP“, „Instrumentalpädagogik Klavier 180 LP“ und „Gesang- und Gesangspädagogik“ (Instrumental- und Gesangspädagogik – IGP) zum kommenden Wintersemester angenommen. Begründet wird diese Entscheidung damit, dass in den nächsten Jahren mehrere Professor*innen in den Ruhestand versetzt werden und diese Stellen nicht neu ausgeschrieben werden können. Die studentischen Senator*innen hatten nach Gesprächen mit Vertreter*innen der betroffenen Studiengänge, dem Dekan der Philosophischen Fakultät II Herrn Prof. Dr. Maas und dem Personalrat der MLU einen Antrag als Kompromiss eingebracht, zunächst lediglich die Immatrikulation zum Wintersemester auszusetzen und ein Konzept zu erarbeiten, wie die Studiengänge der IGP an der MLU gerettet werden können. Zwar wurde diese Aussetzung durch die studentischen Senator*innen nur sehr ungern beantragt, doch sollte der Universität so die Aussicht erspart werden, nach einem möglichen Scheitern einer Konzepterarbeitung den neuen Studierenden ihr Anspruch auf Beendigung ihres Studiums nicht gewähren zu können, und damit die Erfolgschancen des Antrags gesteigert werden. Die endgültige Entscheidung bereits jetzt zu fällen, obwohl die Professor*innen erst in drei Jahren oder später die MLU verlassen, erschien uns überhastet. Am Ende stimmten 12 Senator*innen für die Aufhebung, 11 stimmten dagegen. Gleichzeitig zu dieser Entscheidung wurden die Philosophische Fakultät II und das Rektorat beauftragt, bis zur Senatssitzung im Juli auf Basis der vorhandenen Ressourcen ein Konzept für die Musikpädagogik an Musikschulen zu erarbeiten.
 
Die MLU ist nach der Entscheidung in der Landesstrukturpolitik 2004, die Lehramtsausbildung sowie die musikalischen Studienfächer nach Halle zu verlagern, die einzige Hochschule in Sachsen-Anhalt, die eine Ausbildung für Musikschullehrer*innen bietet. Obwohl diese Entscheidung fast 15 Jahre zurückliegt, sind die Stellen der betroffenen Professuren bisher nicht im Stellenplan der MLU vorhanden. An die Stelle der drei IGP-Bachelorstudiengänge soll nun nach Überlegungen des Dekanats der Phil. Fak. II ein Masterstudiengang treten, der für Lehramtsstudierende der „Musik“ an dieser Universität und für Absolvent*innen von Bachelorstudiengängen im Bereich der Musikschulpädagogik an anderen Standorten geöffnet ist. Wir sehen dadurch sowohl die Qualität der Ausbildung von Musikschullehrer*innen als auch die Ausbildung einer ausreichenden Anzahl an Lehrkräften für die Musikschulen in Sachsen-Anhalt gefährdet.
 
Durch die Beschränkung auf vorhandene Ressourcen bei der Konzepterarbeitung wird das künftige Studienangebot im Bereich der Musikpädagogik wahrscheinlich durch die Zusammenlegung von Strukturen oder Kürzungen in anderen Bereichen erfolgen. Dies gefährdet nicht nur die Qualität der betroffenen Studiengänge; dass von der Landesregierung die notwendigen Mittel eingefordert werden, um die Stellen für die Musikpädagogik zu finanzieren und auch langfristig zu sichern, scheint nun ausgeschlossen. Zu befürchten ist unserer Ansicht nach, dass die derzeitige Konzeption des Masterstudiengangs zur Weiterbildung von Lehramtsabsolvent*innen oder Bachelorabsolvent*innen anderer Hochschulen auf geringes Interesse stößt und wenig später auch dieser gefährdet sein wird.
 
Eine langfristig gesicherte Finanzierung der Stellen in der IGP konnte anscheinend in der gesamten Zeit seit der Ansiedlung aller musikpädagogischen Studiengänge in Halle nicht realisiert werden. Wir sehen hier deutliche Versäumnisse auf Seiten des Rektorats und der Landesregierung, an dieser Stelle zusammenzuarbeiten. Dieser Fall hat hier Parallelen zur anstehenden Schließung der Japanologie; die langfristige Finanzierung der benötigten Stellen konnte ebenso wenig realisiert werden, wie eine rechtzeitige Konzepterarbeitung für einen möglichst nahtlosen Übergang im Falle eines Wegfalls einer oder mehrerer Stellen.
 
Diese Kürzungen kamen durch mangelnden politischen Willen zur Aufrechterhaltung des Studienangebots durch die Landesregierung und durch mangelnde Initiative sowie Überzeugungskraft auf Seiten des Rektorats zustande – wir fordern, dass Gespräche zur Sicherung bedrohter Studiengänge erneut aufgenommen werden, um ähnliche Entwicklungen in Zukunft zu verhindern.