Offener Brief an den Wissenschaftsminister: Regelstudienzeit für das SoSe 2020 aussetzen!
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Willingmann,
wir schreiben Ihnen für den Studierendenrat der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, weil uns von Ihnen noch keine Position zu einer für die Studierendenschaft des ganzen Landes überaus relevanten Frage bekannt ist. Denn auch wenn aufgrund großer Leistungen der Mitarbeiter*innen der Hochschulen das Sommersemester 2020 stattfinden konnte, gibt es doch den großen und von uns mehr als unterstützten Wunsch danach, das erwähnte Semester nicht auf die Regelstudienzeit anrechnen zu lassen. Dafür gibt es auch etliche Argumente, die alle darauf hinweisen, dass das noch laufende Semester kein normales war, sondern alle Beteiligten mit großen Einschränkungen zu kämpfen hatten.
Andere Bundesländer bzw. ihre entsprechenden Ministerien haben bereits darauf reagiert und dafür gesorgt, dass das Semester nicht auf die Regelstudienzeit angerechnet wird. Das ist insbesondere relevant für die Bafög-Leistungen, für die der Bund leider immer noch keine sichere Regelung gefunden hat bzw. auf Anfrage konkret auf die Regelungen in den einzelnen Bundesländern verweist. Außerdem ist es auch drängend für diejenigen, die aufgrund einer höheren Semesteranzahl in einen höheren Krankenkassentarif fallen würden. Außerdem kommt natürlich hinzu, dass sich viele Studierende für Bewerbungen oder ähnliches wünschen würden, dass ihre Semesterzahl realistisch angegeben wird, d.h. unverschuldete Verlängerungen aufgrund der Corona-Pandemie eben auch als solche gekennzeichnet werden. Hier sind die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen mit einem sehr guten Beispiel vorangegangen und haben es teilweise auf der ministerialen Ebene, teilweise per Parlamentsbeschluss möglich gemacht, dass die Regelstudienzeit für dieses Semester nicht gilt. Damit haben sie etlichen Studierenden geholfen.
Auch an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg selbst ist das Thema präsent – nicht nur bei den Studierenden! So hat zum Beispiel der Akademische Senat auf seiner Sitzung vom 10. Juni 2020 beschlossen, diese Forderung Ihnen und der gesamten Landesregierung gegenüber ebenfalls zu erheben. Dieser Beschluss wurde mit großer Zustimmung aus allen Statusgruppen gefasst. Wir möchten deshalb direkt fragen: Wann wird es in Sachsen-Anhalt soweit sein? Sollte in diesem Sinne noch nichts geplant sein, möchten wir Sie dringend darum bitten hier tätig zu werden. Wir haben in den drei Bundesländern bereits gesehen, dass das technisch machbar und gut durchsetzbar ist – es braucht nur aktive Verantwortungsträger*innen, die das umsetzen.
Vielen Dank schon einmal für Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen,
Robin Rolnik und Lukas Wanke
Vorsitzende des Sprecher*innenkollegiums