Geplante Kürzungen zerstören die positive Entwicklung der Hochschulen
Das Gutachten des Wissenschaftsrates zeigt, dass das Land Sachsen-Anhalt über ein ausgewogenes, sich konsolidierendes und anziehungskräftiges Hochschulsystem verfügt. Es ist deutlich, dass den Hochschulen eine zentrale Bedeutung für die Zukunft des Landes zukommt. Dies gilt insbesondere als Garant für kulturelle Vielfalt, der Bewältigung des demographsichen Wandels, der positiven wirtschaftlichen Entwicklung des Landes und der Sicherung des Fachkräftebedarfs.
Hochschulfinanzierung
Der Wissenschaftsrat stellt fest, dass sofortige Kürzungen im Hochschulbereich absurd sind. Damit muss für die Landesregierung klar sein: Erst müssen Profile und Strategien zur Weiterentwicklung der Hochschulen entworfen werden, dann können Strukturen angepasst und Finanzierungen überdacht werden. Der Wissenschaftsrat fordert langfristig die Ausfinanzierung von 34.000 Studienplätzen aufgrund nahezu gleichbleibender Studienanfängerzahlen. Offiziell sind jedoch bereits jetzt 54.700 Studierende an den Hochschulen Sachsen-Anhalts eingeschrieben. Deshalb sind wir der Auffassung, dass genau diese 54.700 Studienplätze auch ausfinanziert sein müssen und die Zahlen nicht schön gerechnet werden.
Wir unterstützen die Beibehaltung der Landesexzellenzoffensive und die Bereitstellung nötiger Investitionsmittel für die Modernisierung der Infrastruktur einiger naturwissenschaftlicher Fächer an der Universität Halle.
Studium und Lehre
In den Empfehlungen des Wissenschaftsrates wird bemängelt, dass das Studienangebot zu ausdifferenziert sei und es zu viele Kombinationsmöglichkeiten gebe. Der Studierendenrat teilt diese Auffassung nicht. Das breite Angebot, was den Studienanfänger nach individuellem Interesse vielfältige Auswahlmöglichkeiten bietet, ist ein kennzeichnender und attraktivitätssteigernder Bestandteil der Universität. Eine geringe Auslastung bedeutet nicht, dass Studiengänge geschlossen werden müssen. Zunächst sollte hier nach den Gründen für die geringe Auslastung gesucht werden. Wir verschließen uns auch nicht den Empfehlungen des Wissenschaftsrates zu größeren Verbundstudiengängen, sofern sie durch Eigeninitiative und nicht durch Zwang entstehen und ein solcher Studiengang einen inhaltlichen Mehrwert bietet. Im Gegensatz zum Wissenschaftsrat sind wir nicht der Meinung, dass einer Überschreitung der Regelstudienzeit grundsätzlich entgegen gesteuert werden muss. Jeder Studierende muss das Recht haben, Dauer und Tiefe seiner universitären Ausbildung eigenverantwortlich festzulegen.
Hochschulmedizin
Der Studierendenrat bezweifelt, dass der Wissenschaftsrat die Hochschulmedizin in Halle angemessen und gerecht bewerten konnte, weil das vorliegende Gutachten sich auf Daten des Jahres 2011 bezieht. Da die vorige Begutachtung erst 2009 erfolgte, war der Zeitraum zu kurz, um alle Mängel beheben zu können.
Der Studierendenrat hält den Vorschlag des Wissenschaftsrates, die vorklinische Ausbildung nach Magdeburg zu verlagern, für sinnfrei. Es wird nicht einmal klar, aus welchen Zahlen der Wissenschaftsrat diese Empfehlung ableitet. Die Umsetzung dieser Empfehlung führt zu einem enormen Attraktivitätsverlust für die Hochschulmedizin in Halle und bedeutet letztlich ihr Ende. Auch für die sehr positiv bewertete Zahnmedizin hätte dies katastrophale Folgen. Für Studierende ist der angedachte Studienortwechsel nach vier Semestern keine zumutbare Studienbedingung. Einen finanziellen Nutzen kann der Studierendenrat nicht erkennen, weil die Studienkapazitäten in Magdeburg ausgebaut werden müssten. Denn eine Absenkung der Medizinstudienplätze in Sachsen-Anhalt insgesamt kann nicht im Sinne der Landespolitik und der auf qualifizierte Ärzte angewiesenen Bevölkerung sein.
Kleine Fächer
Der Wissenschaftsrat erkennt, dass die Kleinen Fächer charakteristisch für die Universität Halle sind. Auch wir betonen, dass jedes Fach an der Universität einen wichtigen Beitrag zu einem attraktiven Studienangebot leistet. Daher wehren wir uns gegen Schließungen von Studiengängen und der Verkleinerung des Fächerangebotes.
Ökonomisierung der Bildung
Im Gegensatz zum Wissenschaftsrat lehnen wir die Ökonomisierung des Bildungssystems ab. Im Bereich der Bildung sind Kriterien wie Effizienz, finanzieller Erfolg sowie Flexibilität unangebracht. Bildung an sich ist ein Gut, das es um seiner selbst willen zu erhalten gilt.