Bund und Länder fördern mit ihrer Exzellenzstrategie auch in die Zukunft Spitzenforschung in und aus Deutschland, um international wettbewerbsfähig zu bleiben oder auch zu werden. Dreizehn Universitäten haben ab 2019 für die nächsten Jahre Anspruch auf 533 Millionen Euro jährlich. Was in der Debatte gerne unter den Tisch gekehrt wird, wenn man den Titel Exzellenzuniversität ans Revers geheftet bekommt, ist die Tatsache, dass Bund und Länder dadurch eine Zweiklassengesellschaft in der deutschen Universitätslandschaft produzieren. Gegen eine generelle finanzielle Förderung der Universitäten ist ja nichts einzuwenden – im Gegenteil. Allerdings wird mit der Exzellenzstrategie einer Politik zum Vorteil von einigen wenigen Standorten und damit zum Leidtragen anderer Universitäten betrieben. Die Fixierung der Exzellenzuniversitäten und die, die es noch werden wollen, auf sogenannte Exzellenzcluster führt auf der einen Seite zwar zu einer weiteren Profilierung der Universität auf bestimmten Forschungsfeldern, rationalisiert aber in der Breite der Studienangebote, um noch mehr Kapital in die Spezialisierung zu stecken – womöglich in der Hoffnung irgendwann mal im Konzert der „großen Universitäten“ mittanzen zu dürfen.
 
So kommentierte der ASTA-Vorsitzende der Universität Hamburg – kürzlich zu einer Eliteuniversität im Rahmen der Exzellenzstrategie gekürt – zur Ernennung: „Wenn wir entscheiden dürften, würden wir das zusätzliche Fördergeld für den Exzellenzuni-Titel in die Lehre stecken. Das heißt, das Lehrpersonal erweitern und die umfassende Versorgung an Einführungskursen sicherstellen.“(Quelle; Stand: 2019-08-09)
 
Ähnliche Problemfelder sind uns aus Halle bereits bekannt. Selbst hier arbeitet man mit Hochdruck an einer Streichung diverser Studienangebote. Es sei nur an die Instrumental- und Gesangspädagogik oder die Japanologie erinnert. Und bei der Unterfinanzierung der Universitäten insgesamt ist eine Konsolidierung und Streichung weiterer Fächer, um in die Spitze der deutschen Universitätslandschaft aufzusteigen, unausweichlich. Vor allem aber begünstigt die Strategie genau die Exzellenzuniversitäten, die es auch schon in der Vergangenheit waren. Wer über Jahre hinweg mit zahlreichen Fördermillionen gepampert wurde, hat also gute Aussichten, dass auch in Zukunft zu werden. Für alle anderen Unis ist der Weg von zahlreichen Entbehrungen geprägt.
 
Der StuRa der MLU sieht die Exzellenzstrategie nach wie vor kritisch. Wir fordern statt einer stärkeren Finanzierung Einzelner die stärkere Finanzierung aller Universitäten oder zumindest ein Rotationsprinzip bei der Förderung, um das Niveau durchweg zu heben, anstatt die Unis gegeneinander auszuspielen. Dialog und Kooperation, statt Wettbewerb muss das Credo sein. Ansonsten haben am Ende Studis, Lehrende und nicht zuletzt die Unis selbst das Nachsinnen, wenn sie aus übertriebenem Ehrgeiz für die Verknappung ihres eigenen Angebots sorgen und sich somit ein Stück weit ihrer Attraktivität berauben.
 
(Autor: Martin Zeiler; Referent für äußere Hochschul- und Bildungspolitik)