Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Sträter,
als Studierendenrat setzen wir uns für umfassende Gleichstellung aller Geschlechter ein, weshalb wir es sehr begrüßen, dass sich die Universität im November 2015 durch eine Ausstellung zur Geschichte des Frauenstudiums angenommen hat. Aus der Geschichte der Kämpfe für gleichberechtigtes Studieren, Forschen und Lehren hätte man nicht nur Anregungen für die gegenwärtige Situation ziehen, sondern auch ein Signal für die weitere Durchsetzung dessen setzen können.
Leider wurde diese Chance unserer Wahrnehmung nach nicht genutzt, was sich nicht nur im Versuch widerspiegelte, die Universität als fortschrittlicher darzustellen als sie tatsächlich war, sondern auch in der Eröffnung am 12. November 2015. Frauen durften zwar für musikalische Begleitung sorgen, allerdings nicht sprechen. Stattdessen musste es offenbar sein, dass neben Ihnen als Rektor, noch der männliche Dekan der medizinischen Fakultät sowie ein ebenfalls männlicher Staatssekretär auftreten konnten.
Was aus einer nicht optimalen Planung vielleicht noch erklärbar wäre, wird aber grotesk, wenn man bedenkt, dass eine Frau zuerst ein- und dann wieder ausgeladen wurde. Eine studentische Gleichstellungsbeauftragte und die Autorin einer allgemein gelobten Broschüre zum Frauenstudium sollte diese zuerst vorstellen – bis sie durch einen Mann ersetzt wurde. Das ist schon allein deshalb kaum nachzuvollziehen, weil in der offizielle Broschüre der Veranstaltung ganz im Gegensatz zu dieser komplett auf Quellenangaben verzichtet wurde. Deshalb blieb ihr und einigen anderen Aktivist*innen nur der Protest gegen die Ausladung übrig, der von Ihnen allerdings nicht ernst genommen wurde. Die Autorin wurde mehrmals der Lüge bezichtigt und Kritik an dem Vorgehen wurde – z.B. im Senat – abgewiegelt und nicht ins öffentliche Protokoll aufgenommen.
Als Studierendenrat sind wir über dieses Verhalten besorgt und fragen uns, wieso das Engagement von Studierenden (in diesem Falle: einer Studentin!) nicht gewürdigt wird, anstatt es an den Rand zu drängen. Wir halten es für höchste Zeit sich bei der Autorin zu entschuldigen und klarzustellen, dass ein derart unpassende und zumindest strukturell sexistische Auswahl an der Universität Halle nichts zu suchen hat und fordern dies auch. Darüber sind wir natürlich gerne bereit in den Dialog zu treten, halten die öffentlichen Form der Kritik aber für gerechtfertigt, haben die bisherigen Formen doch nicht zu einer Verbesserung der Lage geführt.
Mit freundlichen Grüßen
Studierendenrat der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg