„Klimawandel und Gesundheit“ lautet der Titel einer am 07.07.2021 stattfindenden virtuellen Podiumsdiskussion, initiiert von der Leopoldina in Kooperation mit dem Nachhaltigkeitsbüro der MLU und den Scientists for Future (Halle). Als Sprecher*innenkollegium des Studierendenrates der MLU begrüßen wir zunächst die gemeinsame Bearbeitung eines so elementar wichtigen Themas durch die Universität und verschiedene Vertreter*innen von Wissenschaft und Politik. Der Klimawandel macht auch vor Halle nicht Halt und lokale Perspektiven für den Umgang mit diesem zu erarbeiten, ist ein wichtiger Grundstein für unser zukünftiges Leben. Keinesfalls hingegen begrüßen wir aber mit wem hier diskutiert werden soll, denn Wissenschaft ist, entgegen der landläufigen Meinung, alles andere als unpolitisch. Auf unsere Nachfrage, weshalb denn ausgerechnet Boris Palmer zu der Gesprächsrunde eingeladen wurde, bekamen wir die untenstehende Mail, auf die wir gerne öffentlich antworten wollen:

Wir verstehen die Kriterien völlig, nach denen neben den zwei eingeladenen Professorinnen noch weitere Diskussionsteilnehmende gesucht wurden.

Die Einladung Boris Palmers, der gerade in letzter Zeit wiederholt mehr durch rassistische Äußerungen und darauf folgende halbherzige Rechtfertigungsversuche als durch kluge (Klima-)Politik von sich reden gemacht hat, sendet jedoch auch ein politisches Signal, welches sich aus unserer Sicht nicht mit dem Selbstverständnis der Leopoldina vereinen lässt. Denn wer sich „[H]andeln zum Wohle der Menschen“ auf die Fahnen schreibt, kann schwer rechtfertigen, einer Person, die wiederholt menschenfeindliche Äußerungen getroffen hat, eine Bühne zu bieten.

Leider können wir auch kein wirkliches Verständnis für die Aussage aufbringen, „[…] dass die Leopoldina prinzipiell nicht zu Äußerungen von Veranstaltungsteilnehmenden Stellung nimmt, die außerhalb der Akademie und in anderen thematischen Kontexten erfolgt sind.“

Wir haben im Laufe der deutschen Geschichte gesehen, dass die Wissenschaft eben keine neutrale, unpolitische Stellung einnehmen kann. Gerade als nationale Akademie der Wissenschaften sollte der Leopoldina dies klar sein.

Zu entscheiden, welchen Stimmen man ein Gehör verschafft, ist eine grundlegend politische Angelegenheit.

Wir fordern eine kritische Auseinandersetzung der Leopoldina mit ihrem eigenen politischen Standpunkt. Da eine Ausladung Boris Palmers nicht stattfand, fordern wir außerdem, dass er, solange er weiterhin menschenfeindliche Standpunkte vertritt, nicht erneut eingeladen wird.

 

Mail der Leopoldina:

Sehr geehrte Frau Stock,

haben Sie herzlichen Dank für Ihr Interesse an unserer Veranstaltung und Ihre Anfrage.

Das Ziel der gemeinsamen Diskussionsveranstaltung der Leopoldina mit dem Nachhaltigkeitsbüro der MLU und Scientists for Future (Halle) ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse zu den gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels und den möglichen Optionen zur Anpassung von Städten an die Auswirkungen des Klimawandels zusammenzubringen mit den praktischen Erfahrungen einer Stadt bei der konkreten Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel. Die Veranstaltung soll Grundlagen und erste Impulse für eine weitere Veranstaltung im Herbst 2021 liefern, bei der es dann darum gehen soll, verschiedene lokale Akteure zusammenzubringen, um Handlungsoptionen für Halle (Saale) zur erarbeiten.

Bei der Auswahl des Diskussionsteilnehmenden für die Vertretung der praktische Perspektive haben wir nach einer Person gesucht, die eine Stadt repräsentiert, die in ihren Bedingungen Halle ähnelt und bereits Erfahrungen mit der Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel aufweisen kann. Unsere Wahl fiel dabei auf Tübingen, da diese Stadt sich bereits seit den 1990er Jahren intensiv damit auseinandersetzt, auf kommunaler Ebene Maßnahmen zum Klimaschutz und städtische Anpassungsmaßnahmen zu fördern. Uns interessiert dabei insbesondere, wie diese Erfahrungen in der konkreten Anpassung der Stadt an die Auswirkungen des Klimawandels fruchtbar gemacht werden können. Hinzu kommt, dass Tübingen, wie auch Halle eine Universitätsstadt ist, in der die Stadtentwicklung direkt von den wissenschaftlichen Institutionen vor Ort profitieren kann.

Wir bitten um Ihr Verständnis dafür, dass die Leopoldina prinzipiell nicht zu Äußerungen von Veranstaltungsteilnehmenden Stellung nimmt, die außerhalb der Akademie und in anderen thematischen Kontexten erfolgt sind.

Über Ihre Teilnahme an den Veranstaltungen in unserer Reihe „Klimawandel und Gesundheit“ würden wir uns sehr freuen.

Mit besten Grüßen


Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina e.V.
– Nationale Akademie der Wissenschaften –

Jägerberg 1

D-06108 Halle (Saale)

[…]

Die Leopoldina nimmt als Nationale Akademie der Wissenschaften Deutschlands mit ihren rund 1500 Mitgliedern zu den wissenschaftlichen Grundlagen politischer und gesellschaftlicher Fragen unabhängig und öffentlich Stellung. Sie vertritt die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien und handelt zum Wohle der Menschen und der Gestaltung ihrer Zukunft.

The German National Academy of Sciences Leopoldina brings together the expertise of some 1,500 distinguished scientists to bear on questions of social and political relevance, publishing unbiased and timely scientific opinions. The Leopoldina represents the German scientific community in international committees and pursues the advancement of science for the benefit of humankind and for a better future.