Wir wurden gebeten folgenden Aufruf an euch weiter zu leiten. Dieser Bitte möchten wir gerne nachkommen:
Sehr geehrte Professorinnen und Professoren, liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen der MLU Halle-Wittenberg! 
Vor ca. zwei Wochen sind die Bewohner Kroatiens, Bosnien-Herzegowinas und Serbiens Opfer eines der schlimmsten Hochwasser geworden, die Europa je gesehen hat. Zu dieser Zeit wurde in den deutschen Nachrichten, Internetportalen und Tageszeitungen stündlich darüber berichtet. Nun aber ist es kein Thema mehr für die deutschen Medien, was allerdings nicht den Schein erwecken sollte, dass wieder alles in Ordnung sei.
Denn die Menschen, die erst vor 20 Jahren den Bürgerkrieg (1991/92-1995) miterleben mussten, ihre Existenzen also schon einmal aufgeben und wiederaufbauen mussten, stehen aufgrund des Hochwassers erneut buchstäblich vor dem Nichts. So übertrifft das Hochwasser auf dem Balkan und die daraus entstandenen Schäden die des Hochwassers vom letzten Jahr in Deutschland um ein vielfaches.
Ihre Wohnungen und Häuser sind größtenteils zerstört, ihr Vieh ist zu 90 % tot, ihre Landwirtschaft können sie für dieses und das nächste Jahr vergessen, da vorerst nichts mehr angebaut werden kann – und wovon dann leben, wenn die Existenzgrundlage vernichtet wurde? Wenn nicht sicher ist, ob der Staat einem zu Hilft kommt, der von korrupten Politikern geführt wird? Hinzu kommt das noch an vielen Stellen stehende Wasser, welches Seuchen verbreiten kann (auch aufgrund schwimmender Tierkadaver), sowie Landminen und Mörsergranaten aus dem Krieg in den 90er-Jahren, die durch die Flutwellen von ihren registrierten und bekannten Minenfeldern an andere Stellen zugespült wurden. Somit ist jeder Schritt – sowohl im noch stehenden Wasser, als auch in den wenigen Gebieten, wo der Pegel der Flüsse schon wieder normale Höhen erreicht hat – eine Gefahr für jeden.
So fehlt es noch immer an allem, was für den Alltag notwendig ist, v.a. an Grundnahrungsmitteln, sauberem Wasser, Medikamenten und Werkzeugen zum Aufräumen.
Als Student habe ich hier – wie alle – meine Pflichten und Aufgaben zu tun, auch wenn ich gerne (wie letztes Jahr in Halle) bei den Aufräum- und Hilfsaktionen in meiner Heimat mithelfen würde. Aus diesem Grund hatten mein Kollege und Landsmann Elvir Bećirović (ebenfalls Student an der MLU) und ich die Idee, eine Spendenaktion zu starten, damit der betroffenen Bevölkerung dort geholfen werden kann durch die Besorgung von Nahrungs- und Hilfsgütern.
So konnte in Zusammenarbeit mit dem „Friedenskreis Halle e.V.“ ein Spendenkonto für die betroffene Bevölkerung dort eingerichtet werden. Das Geld dieses Spendenkontos wird an drei Nichtregierungsorganisationen in drei verschiedenen Städten Bosnien-Herzegowinas (Banja Luka, Brčko, Jajce) weitergeleitet, die das Geld für die lokale Aufbauarbeit und Unterstützung für die vom Hochwasser betroffenen Menschen verwenden, d.h. in Form von Sachspenden oder direkter finanzieller Unterstützung durch das bereitgestellte Geld des Spendenkontos.
Selbst wenn alle 20.000 Studenten der MLU nur 1€ spenden würden, hätten wir schon eine beträchtliche Summe, die der Bevölkerung dort zugute kommt. Diese Menschen haben die Schrecken und Zerstörungen des letzten Krieges miterlebt, meinen aber dennoch, dass die Zerstörungen durch das Hochwasser weitaus schlimmer sind als damals. V.a. zahlreiche Erdrutsche durch aufgeweichte Berghänge (Bosnien-Herzegowina ist sehr gebirgig) führte dazu, dass ganze Dörfer von Schlamm- und Geröllmassen verschluckt wurden.
In all dem Leid gibt es aber auch etwas positives zu berichten: in dem vom Hochwasser betroffenen Gebiet (Kroatien und Bosnien-Herzegowina) bekämpften sich vor 20 Jahren noch Serben, Kroaten und bosnische Muslime untereinander. Nun aber, in einer Situation, in der jeder in irgendeiner Weise von der Flut betroffen ist, wird nicht darauf geschaut, wer welcher Nationalität angehört, sondern ob es der Person an etwas fehlt. Buchstäblich hilft jeder jedem – das Hochwasser hat die Menschen vereint.
Falls es Fragen oder Anmerkungen geben sollte, sind Elvir und ich gerne bereit, diese entgegenzunehmen und zu beantworten.
Mit freundlichen Grüßen,
Mateo Topalović und Elvir Bećirović
(Initiatoren der Initiative)