Am 06.04.2022 beschloss der Senat nach 5-stündiger Diskussion und einem nun schon ein Jahr andauernden Prozess mit 13 Ja-Stimmen zu 10 Nein-Stimmen, dass an der Martin-Luther-Universität in Zukunft 4000 Studienplätze, 250 Personalstellen und 26 Professuren abgebaut werden. Ein Einkürzen der Universität um ca. 10%. Zuvor hatte es auf dem Universitätsplatz wieder eine Diskussion gegeben. Neben den üblichen Redebeiträgen, etwa von StuRa oder Personalrat, kamen diesmal auch Professor:innen zu Wort, die dem Konzept kritisch gegenüberstehen. Mehrere Befürworter:innen wurden angefragt, sagten aber ab. Für Aufsehen sorgte eine spontane Aktion von engagierten Studierenden, die den hallischen Saal, den geplanten Schauplatz der Senatssitzung, besetzten und durch Sitzblockaden auf den Treppen und an den Eingängen blockierten. Das Ziel und der Sinn der Aktion wurden klar formuliert: Die Senatssitzung müsse verschoben werden. Besetzungen von Universitätsgebäuden sind als studentischer Protest nicht neu, was nicht heißt, dass diese zur Norm werden müssen. Verläuft eine solche Aktion friedlich, so sehen wir sie als durchaus legitimes Mittel des Protests, bedenkt man, was alles auf dem Spiel steht. Die auf der Senatssitzung geschilderten Aussagen des Rektors, die Besetzer:innen hätten Senator:innen teils mit „physischer Gewalt“ vom Betreten des Saales abgehalten oder hätten den Raum verwüstet zurückgelassen, sind nicht wahr. Schließlich fand die Sitzung mit zeitlichem Verzug, allen berechtigten verfahrenstechnischen Bedenken zum Trotz, online statt.

Die Annahme des Papiers, was in erster Linie eine Selbstverpflichtung ist, setzt nun den großen Rasenmäher in Gang. Bereits am 13.04. sollen u.a. alle Lehramtsstudiengänge für Sozialkunde für ein Jahr ab dem nächsten Wintersemester ausgesetzt werden. Die Begründung einiger Senator:innen, das Land würde sich nur bewegen, wenn der Senat sich für einen Kahlschlag an der MLU entscheidet, wird an der Universität von keiner Kommission, keiner Fachschaft und keiner Interessensvertretung so mitgetragen. Ist der am Mittwoch gefallene Beschluss also repräsentativ für die Meinung der Universität? Mindestens fraglich. Die Landesregierung muss nun endlich Stellung beziehen, anstatt die Universität weiter am langen Arm verhungern zu lassen. Wenn sich die größte Universität des Landes auf einen Selbstzerstörungskurs begibt, kann das nicht im Sinne Sachsen-Anhalts sein. Wir kämpfen weiter für eine ausfinanzierte MLU, auch wenn uns der Senat und das Rektorat dabei erneut in den Rücken gefallen sind!