Nach den ersten Tagen im neuen Semester können die Studierenden im Land Sachsen-Anhalt auf eines vertrauen: Ihre Studienzeit, egal ob an der Hochschule oder privat, bleibt herausfordernd.
Herausfordernder als die Studienzeit derer, die bereits vor Beginn der Pandemie ihr Studium absolviert haben, denn:
Ruckelnde Live-Streams, Tonausfälle und ein Studium in Einsamkeit, so sieht der studentische Alltag in Zeiten der Pandemie aus.
Gruppenlernen oder wenigstens die Kommiliton:innen des eigenen Studiengangs „mal gesehen“ haben? Nein, wir Studierende sind ziemlich auf uns allein gestellt. Weder die Hochschulen noch die Studierenden waren auf eine so verheerende, fast unaushaltbar lange pandemische Lage vorbereitet, insbesondere die Digitalisierung musste und muss in Höchstgeschwindigkeit erfolgen.
Dass dieser Prozess jedoch äußerst langwierig ist, zeigt sich an den teils immer noch prekären Lehr- und Lernbedingungen die nicht nur an Hochschulen in Sachsen-Anhalt vorzufinden sind, sondern bundesweit. Das geht zu Lasten aller Hochschulangehörigen, insbesondere aber der Studierenden.
Die Studierendenrätekonferenz Sachsen-Anhalt sorgt sich, denn die erhöhte Leistungsanforderung im nun schon dritten Corona-Semester darf nicht als selbstverständlich erachtet werden. Kommiliton:innen im dritten Corona-Semester dürfen keine Nachteile erleiden, nur weil sie bereits zwei volle Semester „Pandemie-Erfahrung“ besitzen.
Sehr geehrter Herr Minister Prof. Dr. Armin Willingmann, sehr geehrte Rektor:innen,
sehr geehrte Journalist:innen, sehr geehrte Leser:innen,
als landesweite Studierendenvertretung rufen wir alle Handlungsentscheider:innen auf, sich in Anbetracht der andauernden gravierenden Auswirkungen der Pandemie und der Sorgen der Studierenden endlich zu einem runden Tisch zusammenzufinden, der Klarheit statt einer ungewissen Zukunft hinterlässt!
Als Studierende sind wir besorgt unfaire Studienbedingungen erleiden zu müssen, Nachteile im Berufsleben zu erfahren oder gar pandemiebedingt das Studium zu verlieren.
Diese Sorge brennt sich ein, wenn der Präsident der Landesrektorenkonferenz, Herr Prof. Dr. Jens Strackeljan das „Corona-Normalsemester“ ausruft.
Seine Forderung, die Freiversuche im Sommersemester 2021 zu beenden, lehnt die Studierendenrätekonferenz Sachsen-Anhalt ab. Die Sorge, dass Studierende unabhängig der Pandemie ein System der unendlichen Prüfungsfreiversuche einführen wollen, weisen wir ausdrücklich zurück.
Uns fehlt das Verständnis dafür, wenn eine Normalität verlangt wird, die in keinem Bereich des Lebens oder Studiums erreicht wird oder unter den aktuellen Gegebenheiten erreicht werden kann.
Als landesweite Studierendenvertretung rufen wir
den Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung, Herrn Prof Dr. Armin Willingmann,
die Rektor:innen der Hochschulen Sachsen-Anhalts sowie
die akademischen Senate der Hochschulen Sachsen-Anhalts
zum Stopp der anti-studierendenfreundlichen Politik auf und fordern ein Mindestmaß an Sicherheit an unseren Hochschulen!
Schaffen Sie:
1. Den gesetzlichen Rahmen zur juristischen Absicherung der Hochschulen bei der Einführung von pandemiebedingten, studienerleichternden Maßnahmen im Corona-Semester 2021!
2. Ein Mindestmaß an Sicherheit der Studienfinanzierung, Regelstudienzeit verlängern, BAföG garantieren!
3. Dringend benötigte Studierendenjobs zur Kompensation fehlerhaft geplanter sowie ausgeführter Bundes-„Nothilfsprogramme“!
Führen Sie ein:
1. Die sich in Zeiten dieser gravierenden Pandemie als absoluter Erfolg erwiesenen Prüfungsfreiversuche!
Ihre hervorragende Eignung zur Erleichterung der pandemiebedingten Studien-Notsituationen formulierte der Präsident der Hochschule Anhalt, Herr Prof. Dr. Jörg Bagdahn, höchstpersönlich und Kommiliton:innen landesweit bestätigten dies.
2. Die Chance, pandemiebedingt schlechtere Prüfungs- und Studienleistungen verbessern zu können!
Denn die Studierenden sind zu Höchstleistungen gefordert, die in Anbetracht der Dauer der Pandemie und der unzureichendem Digitalisierungsstand zu schlechteren Studienergebnissen führen wird.
3. Die Flexibilität der Studierenden zu erhöhen und das Corona-Studium durch Aussetzung der prüfungsrelevanten Fristen zu erleichtern!
Denn ein Festhalten an starren (Prüfungs-) Fristen erweist sich in der Pandemie weder für die Studierenden noch für die Hochschullehrenden als zielführend.
4. Der Gesundheit zuliebe Studien- und Prüfungsleistungen in adäquaten digitalen Alternativen anzubieten!
Denn es gilt, allen Studierenden einen schnellen Studienabschluss zu ermöglichen, der vom Gesundheitszustand des:der Einzelnen unabhängig ist.
Wir fordern Weitsicht im dritten Corona-Semester.
Der Sprecher:innenrat