Der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät I und der Senat haben wieder einmal beschlossen einen Bereich der Japanologie zu schließen: Dieses Mal soll das Studienprogramm des deutsch-japanischen interkulturellen Doppelmasters wegfallen, womit nun auch am Master des Fachbereiches gesägt wird. Als Grund wird angegeben, dass dieser von japanischen Partneruniversität gekündigt wurde und man mögliche höhere Kosten befürchten müsste.
Das passiert entgegen der bereits gemachten Versprechungen, mit denen die früheren Kürzungsbeschlüsse garniert wurden. Im Jahr 2017 hieß es: Der Bachelor wird nur ausgesetzt und 2018 wieder angeboten. Im Jahr 2018 hieß es: Der Bachelor wird zwar abgeschafft, aber der Master bleibt, weil er so renommiert sei. 2019 heißt es jetzt endlich: Der Master soll auch Geschichte sein. Damit ist die Japanologie am Ende, denn es wird kein wissenschaftlicher Nachwuchs mehr ausgebildet. Trotzdem wird natürlich weiterhin behauptet werden, dass das mit den “notwendigen” Reformen keine endgültige Schließung sein muss – auch wenn es vor dem Hintergrund dieser Entwicklung bedauerlicherweise nichts anderes bedeuten kann.
Tatsächlich müssen wir als Studierendenvertreter*innen davon ausgehen, dass es scheinbar vonseiten der universitären Strukturen gar kein ausreichendes Interesse an dem Erhalt des Faches gibt. Denn auf unsere Warnungen – und die von den Mitarbeiter*innen hin – wurde stets versichert, dass effektive Schließungen nicht zur Diskussion stünden. Wir können dagegen nur zum einen auf die Stellungnahmen aus der Japanologie, dem Fachschaftsrat der Philosophischen Fakultät I und des Studierendenrates verweisen, die genau das immer wieder kritisiert haben. (1) Und wir können auch nur empört die Versicherung des damaligen Rektors zitieren, der schon im Mai 2017 der “Mitteldeutschen Zeitung” Folgendes zur Aussetzung der Immatrikulation im Bachelor zu berichten hatte:
„Es geht nicht um die Schließung, sondern um eine Atempause“, versichert Sträter – und: „Das ist hier keine Schlacht, sondern eine offene Diskussion“. Dekanin Schüttemeyer erklärt, was ein vorübergehender Immatrikulationsstop bringen soll: „ … dass wir endlich in der Fakultät über ein Konzept reden können – dafür brauchen wir die Auszeit“. Hingegen fürchten nicht nur die Vertreter der derzeit 193 Bachelor-Studenten, sondern auch einige Senatsmitglieder ein schleichendes Ende des Fachs. […] Einem Antrag nach gut zweistündiger Debatte im Senat, die Abstimmung über den einjährigen Immatrikulationsstop geheim vorzunehmen, wird stattgegeben. Mit 16 Ja- und sechs Nein-Stimmen spricht sich der Senat für die Aussetzung aus. Die enttäuschten Studenten indes wollen Rektor Sträter beim Wort nehmen: Die Japanologie soll bleiben.” (2)
Was dann folgte war – wie gesagt – das exakte Gegenteil von dem öffentlich und pressewirksam Angekündigten. Im Mai 2017 wurde ausgesetzt, im April 2018 geschlossen. Nun im Mai 2019, bzw. auf der Senatssitzung am 08.05., wurde eine weitere für das in Halle (Saale) einst hochgelobte Fach durchgesetzt. Als Studierendenvertreter*innen rufen wir deshalb dazu auf, die Japanologie neu aufzubauen. Die wissenschaftlichen und fachlichen Gründe dafür sind ohnehin gegeben, denn das Potential was Bachelor und Master im Jahr 2017 hatten, haben sie ja nicht verloren. Bedarf, Know-How und Interesse sind ebenfalls weiterhin vorhanden und müssten mit dem entsprechenden Willen und ausreichenden Mitteln einfach nur aktiviert werden. Wir sind dementsprechend empört über die Entscheidung des Akademischen Senates und rufen alle Interessierten und Engagierten dazu auf, sich nicht nur zukünftigen Kürzungen in den Weg zustellen, sondern die vergangenen auch zu verurteilen. Und da wir den Glauben an die Hochschuldemokratie noch nicht verloren haben, appellieren wir auch an das Dekanat der Philosophische Fakultät I, an die beteiligte Professor*innenschaft und das Rektorat die frühere Ankündigung, einen Studiengang „Modernes Japan“ einzurichten, endlich umzusetzen. Wir appellieren insbesondere an das Verständnis dafür, die langfristigen Folgen dieser Politik im Blick zu haben. Vielleicht mag es vielen Entscheidungsträger*innen jetzt richtig erscheinen, das gesamte Fach aufgrund der Risiken zu kappen, aber genau diese Sichtweise hat ja erst zum Elend der Situation geführt. Es bringt nichts immer weitere Teile der Japanologie abzugeben, wenn der langsame Tod des Faches die Folge ist. Der Öffentlichkeit wurde der Erhalt des Faches versprochen – und nichts weniger fordern wir ein!
Nutzen wir diese Chance – retten wir die Japanologie!
Verweise:
(1) Eine Auswahl an Stellungnahmen, die genau die jetzt bestehende Gefahr hinweisen:
19. April 2017: https://www.openpetition.de/petition/online/gegen-die-aussetzung-der-immatrikulation-des-bachelors-japanologie-an-der-universitaet-halle
23. Mai 2017: https://www.stura.uni-halle.de/blog/rettet-die-japanologie-jetzt-erst-recht/
10. April 2018: https://www.stura.uni-halle.de/blog/news-item/gegen-die-endgueltige-streichung-des-bachelors-japanologie/
16. Januar 2018: https://hallespektrum.de/nachrichten/bildung/studenten-fordern-solidaritaet-mit-der-japanologie-gegen-die-schliessung/306052/
(2) Bericht vom 4. Mai 2017 in der “Mitteldeutschen Zeitung”: https://www.mz-web.de/halle-saale/protest-an-uni-halle-angst-um-die-japanologie-26841188