Am 24. und 25. Juni findet in Halle ein von unserer juristischen Fakultät initiiertes und organisiertes Symposium zum Gedenken an Adolf Weißler, der vor 100 Jahren gestorben ist, statt. Teilnehmen soll neben mehreren Professor*innen der MLU auch die Justizministerin des Landes Sachsen-Anhalt. Dieses hochkarätige Symposium ehrt mit Weißler allerdings einen Menschen, der für Revanchismus und Nationalismus steht, was insbesondere an seinem Todestag deutlich wird: Denn vor 100 Jahren hat er sich aus Frust über den vom Deutschen Reich verlorenen Weltkrieg umgebracht. Er wollte nicht mehr leben, denn er ging komplett im letztendlich fanatischen Nationalismus auf und konnte alles andere als deutsche Vorherrschaft nicht ertragen. So kommentierte er den Versailler Vertrag, der nach Millionen von Toten endlich den ersten Weltkrieg formal beendete, mit den Worten „Man hat bedingungslos angenommen. Nein, ich ertrage dieses Leben nicht.“ Passend dazu gilt er sogar denjenigen, die das Symposium organisieren, als „entschiedener Gegner des Judentums“ (Armin Höland in der MZ). Trotzdem firmiert er in der Pressemitteilung der MLU als „liberaler Patriot“ und man plant nicht etwa eine kritische Aufarbeitung der reaktionären Tendenzen der deutschen Justiz, sondern zählt eine Kranzniederlegung an Weißlers Grab zu den Höhepunkten der Veranstaltung.
 
Das Sprecher*innenkollegium des Studierendenrates der MLU kritisiert deshalb die Kommunikation des Symposiums, die Zusammenstellung des Programmes und die daraus resultierende Darstellung Weißlers scharf. Zwar gehen wir davon aus, dass in der auch eingeplanten historischen Diskussion auch viel interessantes und kritisches gesagt werden wird und gegen eine Beschäftigung mit diesem wichtigen Notar ist auch nichts einzuwenden. Dennoch wurde hier Schaden angerichtet: In der Pressemitteilung der MLU werden Revanchismus und Nationalismus verschwiegen und in dem daraus resultierenden MZ-Artikel nennen Professor*innen die Geschichte Weißlers „berührend“. Auch die Kranzniederlegung und der Titel der historischen Diskussion („die nationale Ehre eines liberalen Patrioten“) lassen den Charakter der Veranstaltung als nicht historisch-kritisch, sondern als in erster Linie ehrend erscheinen. Wir finden dagegen, dass sich die MLU viel eher denjenigen zuwenden sollte, die nach dem ersten Weltkrieg nicht um Deutschlands Weltmacht trauern wollten, sondern sich für gesellschaftlichen Fortschritt in der Weimarer Republik eingesetzt haben und dafür von Faschisten schon 1919 hingerichtet und verfolgt wurden. Statt diejenigen zu Vorbildern zu machen, die eine demokratische Justiz gar nicht erleben wollten, sollte die MLU die ehren, die die entschiedenen Gegner*innen von Adolf Weißler waren.