In vielen Bereichen der Universität Halle gibt es bereits die Tendenz, Prüfungsleistungen immer öfter zu pseudonymisieren. Das heißt, sie nicht mit dem eigenen Namen kennzeichnen zu müssen, sondern mit weniger persönlichen Daten wie der Matrikelnummer oder der digiMops-Kennung. Leider findet sich diese positive Entwicklung nicht überall wieder. So müssen Hausarbeiten weiterhin mit einer persönlichen Unterschrift versehen werden, bevor sie abgegeben werden dürfen. Darüber hinaus werden in einigen Fachbereichen Klausuren unter der Angabe persönlicher Daten geschrieben.
Der als Erkennungsmittel fungierende Name enthält aber echte oder unterstellte Informationen über eine Person, die bei der Korrektur der schriftlichen Prüfungsleistung leider teilweise, wenn auch nur unterbewusst, Einfluss auf die Bewertung der Prüfungsleistung nehmen können. Sexismus und Rassismus oder andere Formen von Diskriminierung sind weiterhin gesellschaftlich präsent. Und diese unbewusst wie auch bewusst geprägte Haltung von Menschen gegenüber diskriminierten Gruppen kann das Ergebnis zum Beispiel aufgrund eines “ausländisch” oder “weiblich” gelesenen Namen verfälschen. Ähnliches gilt für persönliche Kontakt zwischen Prüfer*innen und Geprüften: Es ist nichts ungewöhnliches, dass Sympathie oder Antipathie eine Rolle bei der Bewertung der Handlungen einer Person spielen. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass auch hier Ergebnisse in eine negative oder positive Richtung verzerrt werden.
Um diese Probleme einzuschränken, fordern wir deshalb als Studierendenrat die umfassende Pseudonymisierung schriftlicher Prüfungsleistungen. So wollen wir erreichen, dass die Prüfungen unabhängig von persönlichen oder gesellschaftlichen (Vor-)Urteilen bewertet werden und Studierende auch in der Bewertung ihrer zu erbringenden Leistungen gleichgestellt werden. Das hilft sowohl Korrektor*innen als auch Studierenden, die sich jeweils sicherer sein können, dass ihre Wahrnehmung und ihre Bewertung nicht von anderen, unwissenschaftlichen Faktoren getrübt wird. Auch in kleineren, sehr überschaubaren Seminaren, in denen eine Pseudonymisierung auf den Dozierenden wenig Auswirkungen zu haben scheint, hilft diese gegenüber der Zweitkorrektur, der unbegründete Abweichung eher auffallen dürften.
Wir sind dementsprechend der Meinung, dass sich die Pseudonymisierung mit geringem Aufwand umsetzen ließe und schnell eine breite Akzeptanz unter den Studierenden erfahren wird. Diese Vorgehensweise, die sich bereits an vielen anderen Universitäten bewährt hat, sollte sich daher zeitnah an unserer Universität durchsetzen.