Studium ist ein Prozess, der sich entgegen des allgemeinen Bildes nicht nur im Hörsaal abspielt, sondern vorwiegend an anderen Orten. Seminare und Vorlesungen sind zwar natürlich als Schauplatz der Wissensvermittlung zentraler Bestandteil des Studiums und als solche nicht zu vernachlässigen, jedoch ist für ein Studium mit Lernerfolg und Bildungszuwachs auch eine angemessene Lernumgebung zur Vor- und Nachbereitung des gelernten Stoffes unumgänglich und mindestens genauso relevant, wie die Vermittlung des Stoffes selbst. Der Ort, der all das bietet, ist die Bibliothek. Dort geschieht für die meisten Studierenden der größte Wissenszuwachs und es werden Platz und Ressourcen für ein möglichst erfolgreiches Selbststudium bereitgestellt. Eine Bibliothek, welche erstens regelmäßig geöffnet ist und zweitens mit möglichst aktueller Fachliteratur ausgestattet ist, ist daher für die Universität unabdingbar. Die Pandemiesituation hat dies noch einmal verdeutlicht. Hierbei ist dem unermüdlichen Engagement von Bibliothekspersonal und -leitung zu danken, durch die auch während Pandemiezeiten der Bibliotheksbetrieb, wenn auch eingeschränkt, stattfinden konnte.

Der Bibliotheksbetrieb ist abhängig von Mitarbeiter:innen sowie studentischen Hilfskräften, um regelmäßige und möglichst lange Öffnungszeiten zu gewährleisten. Fehlt das Geld, diese zu bezahlen, so ist eine offene Bibliothek, wie wir sie aus den letzten Jahren kennen, undenkbar. Doch nicht nur für die Öffnungszeiten wird Geld benötigt. Forschung entwickelt sich und Wissenschaft ist nicht statisch. Deshalb sind Studierende und Lehrende auf den Zugang zu aktueller wissenschaftlicher Literatur angewiesen. Die letzten Jahre haben uns gezeigt, was für eine große Rolle digitalisierte Literatur spielt. Den gerade laufenden Digitalisierungsprozess der Bibliothek durch eine Kürzung der open-Access Lizenzen zu beschneiden, ist daher nicht akzeptabel und kann nicht die Lehre aus den letzten anderthalb Jahren sein.

Daher betrachten wir mit großer Sorge die Auswirkung der Haushaltskürzungen auf die ULB. Die fehlenden 1,5 Millionen Euro zwingen die Bibliotheksleitung aktuell dazu, die Öffnungszeiten einzuschränken, um zumindest ein Mindestmaß an aktueller Literatur und Lizenzen anschaffen zu können. Eine uneingeschränkte Öffnung der Bibliothek auf Kosten der Literaturanschaffung lehnt die Bibliotheksleitung ab. Wir unterstützen diese Haltung, fordern aber eindringlich von Rektorat und Land, die Finanzierung der ULB zu überdenken. Es darf nicht sein, dass sich die Bibliothek, als eine der größten Säulen der Universität, zwischen Öffnungszeiten und der Anschaffung von Literatur entscheiden muss. Eine unterfinanzierte Bibliothek hält die Universität längerfristig nicht aus, und würde den Standort Halle, insbesondere auch die Studiengänge Medizin und Jura, deutlich unattraktiver machen. Bereits jetzt reicht das Geld nicht mehr um wichtige große Lizenzen, wie z.B. die für die Medizin essenzielle Lern-, Informations- und Prüfungsdatenbank Amboss, zu verlängern. Das ist insgesamt kein haltbarer Zustand. Laut Bibliotheksleitung sind mindestens 500.000 € nötig, um einen angemessen Bibliotheksbetrieb sicherzustellen. Wir stellen uns als SPK des Studierendenrat hinter die Bibliotheksleitung und unterstützen die Forderung nach einer besser finanzierten ULB. Es gibt kein gutes Studium ohne Bibliothek, es gibt keine Studierende ohne gutes Studium, es gibt keine Universität ohne Studierende.