Der Hintergrund ist ein Bibliotheksregal, das rot überlagert ist. Es ist rot eingerahmt, an dem Rahmen steht "Statement SPK". In der Mitte steht als Überschrift: "Aufklärung ist kein Rufmord – Solidarität mit den kritischen Studierenden in Würzburg! " Darunter steht eine Zusammenfassung: "Teile des Instituts der Neusten Geschichte an der Universität Würzburg haben Verbindungen zur Neuen Rechten. Doch es wird nicht über die Frage diskutiert, ob es für eine Demokratie in Ordnung ist, wenn gerade solche Lehrstühle mit der rechten Szene kooperieren. Sattdessen werden die Studierenden angegangen, die sich dagegen stellen. Auch Professoren aus Halle beteiligen sich an dieser “Anti-Rufmord”-Kampagne. Wir kritisieren das ausdrücklich und rufen dazu auf, rechte Netzwerke konsequent zu bekämpfen!"An der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) wird über den Einfluss der „Neuen Rechten“ gestritten. Hintergrund ist die Tatsache, dass ein Mitarbeiter des Fachbereiches für Neuste Geschichte mit zwei Pseudonymen für Publikationen der extremen Rechten geschrieben haben soll und der Lehrstuhlinhaber zum Beispiel bei der extrem rechten „Bibliothek des Konservatismus“ aufgetreten ist. Die Verbindung in eine völkisch-antidemokratische Szene sind also definitiv vorhanden.
Leider geht es in der anschließenden Debatte weniger darum und mehr um die Frage, was genau am faschistischen Denken nachweisbar sein kann. Im Stile einer Gerichtsverhandlung werden plötzlich die Studierenden der JMU angegangen, die auf diese Problematik hingewiesen haben. Verlangt wird, den verfassungsfeindlichen Gehalt der Intention hinter einzelnen Aussagen nachzuweisen, um nicht über die Frage zu sprechen, ob ein Lehrstuhlinhaber und ein Mitarbeiter – ausgerechnet – im Bereich der Neusten Geschichte mit extremen rechten Netzwerken verbunden sein darf.
Der Mitarbeiter soll im Verlag der Jungen Freiheit unter einem Pseudonym Karl-Heinz Weißmann, der auch sein Geschichtslehrer war, und sein Werk vorgestellt haben. Die Junge Freiheit ist eine rechtsextreme Zeitschrift. Weißmann gilt als führender Kopf der antidemokratischen „Neuen Rechten“. Darüber hinaus soll er u.a. 2014 unter einem anderen Pseudonym für die Sezession geschrieben haben. Die Sezession wird von Götz Kubitschek verantwortet und ist ein führendes Organ der extrem rechten Szene in Deutschland. Auch 2014 schon pilgerten zahlreiche Faschist*innen nach Schnellroda (Saalekreis).
Der Lehrstuhlinhaber hat den oben erwähnten rechten Mitarbeiter eingestellt und soll selbst zweimal bei der Bibliothek des Konservatismus (BdK) aufgetreten sein. Die BdK ist ein Zentrum der „Neuen Rechten“ und ist eng mit der Jungen Freiheit verbunden. Ihrer Funktionäre und Gründer unterstützen die AfD und wollen ein Bündnis zwischen Faschismus und Konservatismus schaffen. Expert*innen machen deutlich, dass die BdK sich hinter dem Begriff des „Konservativen“ verstecken würde, um extrem rechte Raumnahme möglich zu machen.
Die Studierenden an der JMU haben gesagt, dass sie das nicht wollen. Daraufhin ist ein Shitstorm über sie hereingebrochen, der bis heute anhält. Wir verurteilen das und fordern eine Rückkehr zur Faktenlage. Auf deren Basis stellt sich die Frage: Ist es für eine Demokratie in Ordnung, wenn Lehrstühle für Neuste Geschichte mit der extremen Rechten zusammenarbeiten? Man kann das bejahen, aber dann soll man es auch sagen. Wir verneinen das klar, aber kritisieren darüber hinaus die Unehrlichkeit, mit der hier gearbeitet wird: Statt sich inhaltlich mit der Kritik auseinanderzusetzen, wurde ein „Anti-Rufmord“-Kampagne ins Leben gerufen, an der sich auch Professoren aus Halle beteiligen. In dieser geht es nicht um die objektiv feststellbaren Verstrickungen, sondern nur noch um einzelne Aspekte. Das Ziel ist klar: Standeskollege schützen und nicht über studentische Kritik reden.
Wir kritisieren das ausdrücklich und rufen dazu auf, rechte Netzwerke konsequent zu bekämpfen!