Anton Wilhelm Amo, geboren um das Jahr 1700 in Axim im heutigen Ghana, gilt bis heute als erster afrodeutscher Akademiker. Obwohl seine Biographie eng mit den damaligen Universitäten in Halle und Wittenberg verbunden ist und auch die Martin-Luther-Universität selbst mit einem Anton-Wilhelm-Amo-Preis und den Amo-Lectures das Gedenken an den Intellektuellen fortführt, ist er im halleschen Stadtbild und in den Köpfen vieler Bürger*innen bisher kaum präsent – trotz aller Errungenschaften. Deshalb fordert der Studierendenrat der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg die Umbenennung des Universitätsrings zwischen der Straße Unterberg und der Kreuzung Harz/Weidenplan in Anton-Wilhelm-Amo-Straße.
Der Bezug zur Stadt und der hiesigen Universität kann nicht deutlicher sein: Anton Wilhelm Amo begann 1727 an der juristischen und philosophischen Fakultät in Halle zu studierenden und beschäftigte sich in seiner Disputation “De iure Maurorum in Europa” mit der Rechtsstellung schwarzer Menschen auf dem europäischen Kontinent. Seine Dissertation “Über die Empfindungslosigkeit des menschlichen Geistes”, die er in Wittenberg ablegte, beschäftigte sich dann mit dem Verhältnis von Leib und Seele als zentraler philosophischer Frage. Anschließend lehrte er in Halle und Jena, bevor sich die weitere Rekonstruktion seines Lebensweges schwierig gestaltet. Vermutlich verließ er Deutschland nach rassistischen Anfeindungen in Richtung Westafrika.
Die Bedeutung von Anton Wilhelm Amo für die Stadt Halle hat bereits das Rektorat der Martin-Luther-Universität im Jahr 2021 verdeutlicht, indem es Amo als Namensvorschlag auf die Liste der Stadt zur Benennung von Bauwerken, Straßen, Wegen oder Plätzen ins Spiel brachte. Etwa zwei Jahre später trägt jedoch weiterhin kein Ort in der Stadt den Namen Anton Wilhelm Amos. Dementsprechend unterstützt der Studierendenrat den Vorschlag zur Umbenennung eines Teils des Universitätsrings und fordert die demokratischen Stadtratsfraktionen auf, diese Idee mit einem entsprechenden Beschluss Realität werden zu lassen. Natürlich reicht eine Straßenumbenennung nicht aus, um das Gedenken an Amo lebendig zu halten und auf die historische wie auch aktuelle Marginalisierung afrodeutscher Personen hinzuweisen. Sie kann aber ein wichtiges Zeichen dafür sein, die Gleichheit aller Menschen gegen Diskriminierungen jeder Art zu verteidigen und die philosophischen Leistungen Amos angemessen zu würdigen.