Das Beben an der MLU Halle, das der Bildungsstreik im Juni ausgelöst hatte, war kaum abgeklungen, als bei vielen Studierenden die berechtigte Frage aufkam, was denn nun als Resultat aus der ganzen Streikerei übrig bliebe. Bei vielen schien der Streik vom schalen Beigeschmack begleitet zu werden, dass nach dem Streik alles beim Alten bleiben würde.
Um dem entgegen zu wirken organisierten sich einige der Streikenden in einem neuen Arbeitskreis Bildungspolitik beim StuRa und versuchen seither im Gespräch mit den anderen Interessengruppen an der Universität einen konstruktiven Dialog um eine gemeinsame Entwicklung der Universität zu initieren.
Am 3. September 2009 fand dazu nun der erste Runde Tisch statt, bei dem die finanziellen Probleme der MLU im Vordergrund standen. Vor allem ein Strategiepapier des Finanzministeriums sowie der Kabinettsbeschluss für den Doppelhaushalt 2010/11 schreckten Studierende, Professoren und Mitarbeiter auf.
Wie gravierend die geplanten Einschnitte sind, verdeutlichte Prorektor Prof. Dr. Joachim Ulrich vor den 60 Anwesenden: „Jede fehlende Million kostet 20 Stellen, 12 Millionen bedeuten 240 Familien, die zukünftig einen Verdiener weniger haben. Sachsen-Anhalt hat wenig natürliche Ressourcen, worin die Zukunft dieses Landes liegt, ist Wissenschaft und Innovation. Dort soll uns das Wasser abgegraben werden.“
„Das Land begründe die Kürzung der Investitionszulage mit der Bereitstellung von Mitteln aus dem Konjunkturpaket“, so Prof. Dr. Bernd Six. Der Sinn des Konjunkturpakets ist jedoch die Ankurbelung der Wirtschaft und die Bildung einer Stütze aus der Wirtschaftskrise, diese Ziele würden somit ad absurdum geführt.
Weiter ist geplant, dass 10 % der Tarifaufwüchse, im Rahmen der Ost-West-Angleichung, die Universität selbst tragen soll.
„Jetzt bleibt uns eigentlich nur noch im Winter die Heizung abzustellen“, skizzierte Florian Döring, Sprecher des Arbeitskreises Bildungspolitik an der MLU, die Auswirkungen.
Damit dieses Szenario nicht eintritt haben die Mitglieder des Runden Tisches ein gemeinsames Positionspapier verabschiedet. Darin fordern sie unter anderem Planungssicherheit mit Zielvereinbarungen, die mindestens so lange wie eine Ausbildung, also fünf Jahre gültig sind, statt geplanter drei. Zur Sicherung des Status quo eine Etatsteigerung von insgesamt 12 Millionen für 2010 und 2011.
In der nächsten Woche, am 9. September 2009 erhalten dann die Landesminister Olbertz (Kultusminister) und Bullerjahn (Finanzminister) die Möglichkeit ihre Sicht auf die Dinge näher zu erläutern.