Der Kreisverband der AfD im Saalekreis organisiert zum wiederholten Male mit dem „hochschulpolitischen Sprecher“ Hans-Thomas Tillschneider das sogenannte „Preußenfest“. Dabei geht es natürlich weder um eine geschichtswissenschaftliche Betrachtung noch um den geografischen Raum, sondern um völkische Ideologie und die Vernetzung der extremen Rechten. Hier träumt man nicht nur von „preußischen Tugenden“, die sich auf autoritäre Zurichtung, Disziplinierung und Militarismus beschränken, sondern auch vom „deutschen Reich“, was nicht nur die Ablehnung eines angeblichen „Schuldkultes“ impliziert, sondern auch Gebietsansprüche an europäische Nachbarländer. Das „Preußentum“ hat also die Funktion einer gefühlten nationalen Wahrheit und einer Projektionsfläche für politische Albträume, die Tillschneider und seine Anhänger*innen vertreten: Ein kolonialer Blick nach Osteuropa, die gewaltsame Ausschaltung aller gesellschaftlichen Widersprüche und der völkische Umsturz der Demokratie sehen sie durch einen Rückgriff auf Preußen bestätigt. Letztlich ist dieses Vorgehen jeder wissenschaftlichen Betrachtung enthoben, da es eben nur um Projektion geht und niemals um etwas, was wirklich existiert hat. Denn dann würde herauskommen, dass – bei aller notwendigen Kritik an der preußischen Militärdiktatur – es das gesegnete völkische Paradies über den meisten Teil der Geschichte einfach nicht gab und Faschist*innen schon Anfang des 20. Jahrhunderts damit begonnen haben, es zu verklären. Wir sehen also daran, dass es sich nicht lohnt, mit Rechtsextremen zu reden, ihre Behauptungen inhaltlich aufzugreifen oder irgendeine Form eines Dialogs zu führen. Das ist auch ein Aspekt der „Brandmauer“, die derzeit viel zitiert wird. Denn diejenigen, die auf „Realpolitik“ zur Entzauberung der Rechten setzen, haben keinerlei Rezept für den Umgang mit ihnen und sehen keine Notwendigkeit, dieses Problem überhaupt zu berücksichtigen. Als Sprecher*innenkollegium des Studierendenrates der MLU setzen wir dagegen auf den einzigen Umgang mit den völkischen Propagandist*innen, der einer inhaltlichen Prüfung standhält: Es braucht antifaschistischen Widerstand, Protest und eine echte Brandmauer. Die Gelegenheit dafür gibt es zum Beispiel am Freitag, den 15. September, wenn gegen das oben beschriebene Preußenfest demonstriert wird. Der Protest vom Kollektiv „IfS dichtmachen“ startet ab 17:30 Uhr in Schnellroda. Weitere Informationen dazu findet ihr hier: https://ifsdichtmachen.noblogs.org/post/2023/09/12/protest-gegen-das-preussenfest-der-afd-in-schnellroda-am-15-09-2023/