In wenigen Wochen startet an der MLU das Losverfahren für den sogenannten Hochschulklimarat, der an zwei Terminen im Juni und im Juli einen Maßnahmenkatalog für die Klimaneutralität an unserer Uni erarbeiten soll. Der Rat setzt sich zur Hälfte aus Studierenden und zur anderen Hälfte aus Professor*innen, wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Mitarbeitenden zusammen. Interessierte Studierende können sich bis zum 21.05. über folgenden Link für das Losverfahren registrieren: https://befragungen.ovgu.de/hkr_mlu/

Auf dem Weg zu einer klimaneutralen MLU reicht der Hochschulklimarat aus unserer Sicht aber noch nicht aus: Die Klimaneutralität zu erreichen ist keine einfache Aufgabe, die sich mal so eben an zwei Tagungsterminen durch einen Hochschulklimarat lösen lässt und an dessen Entscheidungen sich niemand halten muss.

Grundsätzlich unterstützen wir aber die Idee des Hochschulklimarates. Besonders die paritätische Besetzung durch alle Mitgliedergruppen der Universität ist ein gutes Zeichen, an dem sich auch die allgemeine Selbstverwaltung in Senat oder Fakultätsräten ein Vorbild nehmen sollte. Jedoch hat die aktuelle Konstruktion des Hochschulklimarates im Rahmen vom Projekt „Klima Plan Real“ zwei zentrale Schwächen, die es zu kritisieren gilt:

Für den Klimarat selbst besteht die Gefahr, dass er nur zum reinen „Abnickgremium“ werden kann. Das lässt sich aus der Aufstellung des Projektes im Gesamten erkennen: Wenn die Klimaräte an allen Hochschulen in Sachsen-Anhalt ab Juni zusammenkommen, dann haben Expert*innen aus allem Bereichen bereits seit Oktober 2022 Vorarbeiten geleistet. Diese Ausarbeitungen werden dann in Form von Inputs zu einem Regenerativen Campus, Nachhaltiger Mobilität und Nachhaltiger Ernährung in den Hochschulklimaräten vorgestellt. Auch das ist grundsätzlich zu begrüßen – so entsteht aber eine große Wissenshierarchie zwischen den Expert*innen und den Mitgliedern des Klimarats. Während sich die Expert*innen bereits monatelang mit den einzelnen Themen beschäftigen konnten, haben die ausgelosten Personen im Rat nur zwei etwa fünfstündige Treffen, um dann zu einer Entscheidung zu kommen. Wir werden daher den Prozess kritisch begleiten und fordern einmal mehr dazu auf, dass dieser Problematik Sorge getragen wird.

Ein weiteres Problem mit dem aktuellen Projekt ergibt sich aus der Weiterentwicklung im Nachgang des Hochschulklimarates. Das Gremium soll zwar einen geeigneten Maßnahmenvorschlag für Klimaneutralität an der Universität entwickeln, dieser ist allerdings nicht bindend. Das Rektorat muss sich also nicht an die Empfehlungen halten. Im schlechtesten Fall haben die Entscheidungen des Rates also einfach keine Auswirkung. Deshalb ist hier natürlich die Hochschulleitung in der Pflicht, sich dann auch an den Empfehlungen zu richten und eine schnellstmögliche Klimaneutralität an der MLU umzusetzen.

Damit in Zukunft nicht weiter darauf gehofft werden muss, dass das Rektorat sich an die Maßnahmenvorschläge zur Klimaneutralität hält, möchten wir einen Vorschlag aufgreifen, der auch schon im Einigungspapier des Rektorates mit der Gruppe End Fossil: Occupy! Halle nach der Besetzung des Audimax im Januar angeschnitten wird: Es braucht schnellstmöglich ein festes Nachhaltigkeitsgremium an der MLU, welches sich regelmäßig trifft und dessen Entscheidungen aktiv Einfluss auf die Prozesse an der Uni haben. Ideal dafür wäre eine eigene Nachhaltigkeitskommission im Senat. Nur so kann sichergestellt werden, dass das Thema Nachhaltigkeit nicht nur oberflächlich behandelt wird. Die Klimaneutralität an der MLU zu erreichen ist keine einfache Aufgabe, die sich mal so eben an zwei Tagungsterminen durch einen Hochschulklimarat lösen lässt, an dessen Entscheidungen sich niemand halten muss.