Sehr geehrte Damen und Herren,

Seit mehreren Monaten wird an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg über massive Kürzungen und Einsparungen diskutiert. Das Problem ist nicht neu, ist die Universität doch seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, strukturell unterfinanziert. Anstatt sich für eine angemessene und ausreichende Grundfinanzierung der Universität einzusetzen, entschied das Land in seinem Hochschulstrukturplan von 2014, der noch immer unverändert gilt, effektiv eine drastische Verkleinerung der Universität. Unter anderem am Institut für Informatik und am Institut für Geowissenschaften, zwei insbesondere in Zeiten von Klimawandel und Digitalisierung relevante Wissenschaften, soll gekürzt werden. War diese Entscheidung bereits 2014 nicht zeitgemäß, ist sie es heute noch weniger. Zumal allen diesen Entscheidungen nur finanzpolitische, nicht inhaltliche, strukturelle oder perspektivische Erwägungen zur Weiterentwicklung der MLU zu Grunde liegen.

Die Konsequenzen, die daraus unmittelbar folgen, sind ein geplanter Wegfall von 4000 Studienplätzen, 250 Personalstellen und 30 Professuren, so steht es im Grobkonzept „Partielle Fortschreibung und Aktualisierung des Hochschulentwicklungsplanes der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 2014“, über welches der akademische Senat am 03.02. diskutierte. Jenes Grobkonzept wurde nun „zur weiteren Debatte Fakultäten, zentralen Einrichtungen, Interessenvertretungen und Gremien der Universität“ (Senatsbericht vom 03.02.2022¸download.php (uni-halle.de)) gegeben. Dies markiert in unseren Augen einen neuen Tiefpunkt in der laufenden Debatte. Ein Grobkonzept, welches die oben geschilderte massiven Kürzungen und Streichungen von Fachbereichen vorsieht, nicht kategorisch abzulehnen, ist in unseren Augen ein fatales Signal und zeigt, in welchem Dilemma sich der Senat der Martin-Luther-Universität angesichts der katastrophalen Finanzsituation befindet, die die Universität auch nicht alleine, nicht ohne Hilfe der Landesregierung bewältigen kann.

Wir bitten Sie, sich vor Augen zu führen, welche Auswirkungen auf die Stadt ein solch massiver Abbau an der Universität hätte. Die Streichung von 250 Personalstellen bedeutet zwangsweise einen Qualitätsrückgang in Forschung und Lehre, egal wie man es dreht und wendet. Eine Verkleinerung des Studienangebots durch Schließung von Studiengängen und den Wegfall von 30 Professuren kostet die Universität Attraktivität, stand sie doch immer für ein besonders breites Angebot, das vielen Schülern und Schülerinnen auch aus der Region eine akademische Heimat vor Ort geboten hat. Abgesehen davon sind unter den betroffenen Fächern Zukunftswissenschaften wie Agrarwissenschaften, aktuell höchst relevante Sozialwissenschaften wie die Policyforschung oder traditionsreiche Altertumswissenschaften. 4000 Studienplätze weniger bedeuten 4000 junge Menschen weniger, die in diese Stadt kommen oder hierbleiben, Familien gründen, hier arbeiten und damit die Region für Unternehmen attraktiv machen. Und das jährlich. Das kann in der größten Stadt Sachsen-Anhalts, dem Bundesland, das ohnehin schon am meisten von der Abwanderung junger Menschen betroffen ist, niemand wollen. Eine Verkleinerung der Universität, wie sie sich nun immer mehr herauskristallisiert, trifft also nicht nur die Universität selbst, sondern auch die Stadt Halle. Wie der Oberbürgermeister Egbert Geier meinte:

„Halle ist einer der dynamischsten Wirtschaftsstandorte in Ostdeutschland. Jetzt bei der Ausbildung junger Menschen für wissensbasierte und hoch anspruchsvolle Berufe sparen zu wollen, ist das falsche Signal. […] Kurzum: Der Forschungs- und Wissenschaftsstandort Halle (Saale) ist ohne eine starke und dynamische Universität undenkbar.“ (bei „Du bist Halle“ am 04.02.2022, Drohende Kürzungen an der Uni Halle: Bürgermeister trifft sich mit Rektor und protestiert gegen Mittelstreichungen – Du bist Halle)

Deswegen bitten wir Sie eindringlich, ein Signal nach Magdeburg zu senden. Ihnen liegt eine Resolution vor, welche die Fraktion Die Linke am 23.02. in den Stadtrat einbringen wird. Wir unterstützen den Inhalt dieser Resolution ausdrücklich und fordern Sie deshalb freundlich, aber bestimmt und dringend dazu auf, die Resolution am 23.02. mit in den Stadtrat einzubringen. Wir bitten Sie: helfen Sie uns, machen Sie in Ihrer Verantwortung für Halle Ihren Einfluss in Magdeburg geltend, der prekären Situation der Unterfinanzierung an der MLU, der größten Bildungseinrichtung und einem der größten Arbeitgeber in Halle, ein Ende zu bereiten.

Mit freundlichen Grüßen

Luise Baack & Anton Borrmann
Vorsitzende Sprecher:innen des Studierendenrates der MLU

Dr. Rainer Herter
Vorsitzender des Personalrates der MLU

Lukas Wanke & Jan Niklas Reiche
Sprecher des Aktionsbündnis #MLUnterfinanziert

Kolja Rieke
Sprecher der Studierendenrätekonferenz des Landes Sachsen-Anhalt