Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Tietje,
Sehr geehrter Herr Leber,
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Zimmermann,

Seitdem 2020 die globale COVID19-Pandemie ausbrach, sehen sich die Studierenden und die Universität mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, Lehre zu ermöglichen, ohne dabei die Gesundheit von Lehrenden und Studierenden zu gefährden. Nachdem dies in den vorherigen drei Semestern nur durch eine weitestgehende online-Lehre möglich war, zeigte sich die Universitätsleitung durch die hohe Impfquote unter den Studierenden optimistisch, das jetzige Wintersemester 2021/22 als Präsenzsemester durchführen zu können. Grundlage hierfür ist die 3G-Regelung, unter welcher die Lehrveranstaltungen nun wieder in Präsenz stattfinden dürfen. Die Studierendenschaft trug diese Entscheidung zu Beginn des Semesters nicht nur mit, sondern freute sich auch nach zwei kompletten Semestern ohne persönlichen Kontakt zu Kommiliton:innen und Lehrenden endlich wieder „richtig studieren“ zu können.

Leider hat sich in dem einen Monat seit Semesterstart die pandemische Lage drastisch verschlimmert. Zum Zeitpunkt dieses Briefes verzeichnet die Stadt Halle eine 7-Tage-Inzidenz von 533,31 Infizierten pro 100.000 Einwohner:innen. Trotz der dramatisch steigenden Zahlen hält die Universitätsleitung am zu Beginn des Semesters gefassten Beschluss weitestgehend fest. Wir verstehen die Grundintention, die Universität so lange wie möglich geöffnet zu lassen. Trotzdem sind wir traurig darüber, wie wenig auf die Studierenden gehört wird. Uns erreichen täglich Nachrichten von Studierenden, die Bedenken bezüglich der Präsenzlehre haben oder sich aufgrund des Geschehens gar nicht mehr in die Universität trauen. Wir hören von Veranstaltungen mit nur halbherzig durchgeführten 3G-Kontrollen, von Lüftungspausen in denen nicht gelüftet wird. Wir sehen Unsicherheit, auch bei den Lehrenden, die teilweise hybride oder online Formate anbieten möchten, jedoch nicht wissen, ob sie dürfen. Diese Ängste müssen ernst genommen werden. Solange an dem Plan festgehalten wird, das Semester wie bisher durchzuführen, haben Studierende, welche dem Vorlesungssaal aus Schutz ihrer Selbst und ihrer Angehörigen fernbleiben möchten oder aufgrund von Quarantäne fernbleiben müssen, keine Chance zu studieren.

Die Universität sollte immer das Ziel haben das Studium für alle Studierenden zu ermöglichen und sollte als Einrichtung der Wissenschaft auf diese hören, wenn sie sagen, dass jetzt gegengesteuert werden muss. Wir fordern deshalb von der Universitätsleitung:

  1. Die verpflichtende hybride Durchführung von Lehrveranstaltungen überall da, wo es möglich ist. Wo es nicht möglich ist, müssen die Veranstaltungen online stattfinden. Studierende müssen ihr Recht auf Selbstschutz wahrnehmen dürfen, ohne dabei benachteiligt zu werden. Gesundheit geht hier vor.
  2. Verpflichtende, für alle Studierenden zugängliche Vorlesungsaufzeichnungen. Aufgrund der neuen Stundenpläne kommt es zu mehr Parallelveranstaltungen. Auch für Studierende in Quarantäne sind Aufzeichnungen essenziell. Studierende dürfen davon nicht in ihrem Studium benachteiligt werden.
  3. Die Universität soll eine zentrale Teststelle für Studierende einrichten, sowie ein niedrigschwelliges Impfangebot für Studierende bereitstellen. Diese Stelle kann z.B. mit studentischen Hilfskräften besetzt werden.

Die aktuelle Regelung ermöglicht kein sicheres und gesichertes Studium. Unsere Forderungen müssen erfüllt sein, um die Präsenzangebote weiterhin zu ermöglichen!

Mit freundlichen Grüßen

Anton Borrmann
Vorsitzender des Sprecher:innenkollegiums

Im Auftrag des Studierendenrates der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg.