Das Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung Halle hatte vom 16. – 30. Januar Dr. Norman Finkelstein für einen Gastaufenthalt eingeladen. Im Rahmen dieses Aufenthalts veranstaltete das Institut am 16. Januar 2017 einen Vortrag von Dr. Norman Finkelstein unter dem Titel „THE RIGHT TO OUTRAGE: Academic Freedom and the Bertrand Russell Case“ sowie am 23. Januar 2017 einen internen Workshop mit dem Titel „GAZA: an inquest into its martyrdom“. Die Einladung von Dr. Finkelstein und insbesondere der Workshop wurden international scharf kritisiert, etwa aus dem renommierten Simon-Wiesenthal-Center, durch die israelische Botschaft in Deutschland, Landes- und Bundespolitiker*innen sowie lokale antifaschistische Bündnisse und Gruppen. Die Jüdische Gemeinde Halle wie auch Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage und andere forderten die Absage.

Dr. Norman Finkelstein ist in Deutschland spätestens seit 2000 und der Debatte um sein Buch The Holocaust Industry einem breiteren Publikum bekannt. Wiewohl seine Datengrundlage vielfach als falsch belegt wurde und seine Thesen als unwissenschaftlich und verschwörungstheoretisch kritisiert wurden – bis hin zu Vergleichen mit der antisemitischen Hetzschrift Die Protokolle der Weisen von Zion – erfuhr die antisemitische Unterstellung Juden und Jüdinnen und ihre Organisationen würden den Holocaust für wirtschaftliche und politische Zwecke benutzen eine breite Rezeption, von bürgerlichen bis zu rechtsextremen Kreisen.

Dr. Norman Finkelstein, eingeladen auch zur Politik Israels zu sprechen, argumentiert fortlaufend mit Doppelstandards und dämonisiert Juden und Jüdinnen, wie auch den israelischen Staat – beides sind klassische Elemente des Antisemitismus, wie auch die Delegitimierung Israels. 1982 demonstrierte er unter dem Banner Israeli Nazis – Stop the Holocaust in Lebanon (wie er selbst auf seiner Internetseite berichtet), er solidarisierte sich mit der antisemitischen Terrororganisation Hisbollah, die er 2008 mit dem antifaschistischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus verglich, sowie mit der Hamas, deren erklärtes Ziel die Vernichtung Israels ist. Doch deren Angriffe auf die israelische Zivilbevölkerung wie auch ihre Terrortunnel gebe es nicht, ist – neben anderen nachweisbar wahrheitswidrigen Behauptungen – in der Einladung des Max-Planck-Instituts für ethnologische Forschung in Halle zu lesen. Finkelsteins Dämonisierung der israelischen Gesellschaft, die er mit antisemitischen Motiven von angeblich nach Blut dürstenden Israelis betreibt, zeigt sich auch 2015 in einem Vortrag, dessen Titel an die Veranstaltung des Max-Planck-Instituts für ethnologische Forschung erinnert: „The Martyrdom of Gaza and the Future of Palestine“.

Der Studierendenrat der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg verurteilt die Einladung von Dr. Norman Finkelstein an das Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung Halle. Die Einladung legitimiert antisemitische und antiisraelische Positionen, ein Beitrag zur Grundlagenforschung ist sie so wenig wie Teil guten wissenschaftlichen Arbeitens. Die Ethnologie als Wissenschaft wie auch die Max-Planck-Gesellschaft als Forschungseinrichtung stehen in der Verantwortung, auf der Grundlage von Fakten und mit wissenschaftlichen Methoden zu arbeiten, statt Unwahrheiten zu verbreiten, antijüdische Ressentiments und Antisemitismus zu befördern und antiisraelische Politik zu betreiben.

Der Studierendenrat fordert die Max-Planck-Gesellschaft dazu auf, die Vorgänge an ihrem Institut in Halle zu untersuchen und sich öffentlich dazu zu erklären, sowie sicherzustellen, dass das Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle nicht weiter antisemitische Positionen legitimiert und eine Plattform bietet