„Ausländer raus!“, „Sie klauen unsere Jobs!“ oder „Die sind doch alle kriminell.“ sind nur einige Parolen, die der Gesellschaft aus der rechten Ecke entgegengeschleudert werden.
Und leider haben viele immer noch nicht aus den Ereignissen des zweiten Weltkrieges gelernt. Das muss geändert werden! Dabei heißt das wichtigste Wort Aufklärung. Aus dieser Idee heraus entstand bereits vor 20 Jahren der AK Antifa. Vor allem mit Vortragsreihen, Seminaren oder Diskussionen möchten sie dazu betragen Unwahrheiten zu beseitigen und Faschismus und Antisemitismus wieder in die Schublade zu packen, aus der sie nach dem zweiten Weltkrieg immer wieder versucht hat hinauszukriechen.
An dieser Stelle natürlich noch ein großes Danke an die Mitglieder des AKs, die schon so lange daran arbeiten, dass die Schublade entgültig geschlossen wird.
Der AK wird vorgestellt durch Anja:
Die AG Antifa ist ein Arbeitskreis des Studierendenrates der MLU Halle. Sie besteht mittlerweile seit zwanzig Jahren. Die AG Antifa beruft sich auf einen Antifaschismus, der an der Kritischen Theorie Theodor W. Adornos und Max Horkheimers geschult ist und stellt dementsprechend den Antisemitismus ins Zentrum ihrer Betrachtung des Nationalsozialismus. Sie hält es darüber hinaus mit Horkheimers Diktum, dass heute die Gesellschaft nur durch den Antisemitismus richtig verstanden werden kann.
Aufgrund ihres zentralen Betätigungsfeldes, der Universität, setzt sich die Arbeitsgruppe zwar regelmäßig in kritischer Weise mit studentischen Verbindungen, die ihre Rolle bei der Zerstörung der Weimarer Republik noch heute leugnen oder verniedlichen, auseinander. Aufgrund historischer Erfahrungen vom Nationalbolschewismus der zwanziger und dreißiger Jahre bis hin zu linken Gruppen, die sich die Vernichtung Israels, des Staates der Überlebenden des Holocaust, auf ihre Fahnen geschrieben haben, weiß sie jedoch, dass auch die politische Linke nicht stets mit der Partei der Aufklärung identisch ist. Sie versucht, dieses Wissen in und mit ihren Veranstaltungen zu reflektieren.
Im Zentrum ihrer Arbeit steht dementsprechend weniger die Aufdeckung rechter Strukturen oder Aktivitäten gegen Neonaziaufmärsche und -versammlungen (auch wenn dies im Einzelfall durchaus wichtig sein mag). Die AG Antifa organisiert vielmehr Vorträge, Seminare, Diskussionsveranstaltungen und Filmreihen, die über das enge Feld Neonazismus und Neue Rechte hinausweisen. Antifaschismus, so ihre Überzeugung, beginnt nicht bei der Sitzblockade gegen den Neonaziaufmarsch, er besteht vielmehr in der Stärkung kritischen, d.h. aufklärerischen Denkens.
Diese Stärkung vollzieht sich nicht alleine durch die Aneignung theoretischer Grundlagen, sondern insbesondere durch die Auseinandersetzung mit politischen Bewegungen und Entwicklungen. So befassten sich zwei Vorträge mit den Montagsdemonstrationen und den Pegidaprotesten. Gemäss der eigenen Überzeugung, sollten die Veranstaltungen die gesellschaftliche Dimension der politischen Konflikte erhellen. Dementsprechend versuchte der Arbeitskreis in selbst verfassten Thesen die auffälligen Eigenarten der Pegidaproteste zu deuten, also beispielsweise der Fragen nachzugehen, weshalb ausgerechnet in Dresden und Leipzig eine Bewegung gegen Islamisierung massenhaft Anklang finden konnte. Die beiden Vorträge beschäftigten sich jedoch nicht nur mit den Motiven der überwiegend rechten Sympathisanten, sondern auch mit den Beweggründen ihrer vowiegend linken Gegner.
Unabhängig der tagespolitischen Geschehnisse gilt das Interesse jedoch auch einer grundsätzlichen Reflexion linker Praxis. Anlässlich seines zwanzigjährigen Bestehens hat der Arbeitskreis beispielsweise eine Diskussionsveranstaltung organsiert, bei der verschiedene Vertreter der regionalen und überregionalen linken Szene der Frage Was heisst Antifaschismus heute? nachgingen. Ebenso konnte eine Broschüre herausgegeben werden, die unter dem Titel Gegen die deutsche Normalität – Interventionen hallischer Antifa-Gruppen (2000 – 2014) Texte hallischer Antifa-Gruppen vereinigt. Mit der Herausgabe verbindet sich die Hoffnung, dass mit der Textsammlung ein kleiner Beitrag zur Herausbildung des historischen Bewusstseins geleistet werden kann, das der Linken fehlt.
Für das kommende Wintersemester plant die AG Antifa anlässlich des siebzigsten Jahrestages der deutschen Kapitulation eine eintägige Konferenz, in der es im weitesten Sinne um die historische Bedeutung des Nationalsozialismus und dessen Fort- und Nachleben im kollektiven Gedächnis und im gesellschaftlichen Leben der Bundesrepublik gehen soll. Ein Podium behandelt die interessierten Missverständnisse über das Wesen des Nationalsozialismus, die sich jeder Aufklärung entziehen. So wird das Dritte Reich nach wie vor als hieraschisch organsierter Führerstaat missverstanden, der weniger auf der spontanen Fähigkeit zur Massenmobilisierung, als auf Befehl und Gehorsam gründete. Ob gerade diese Fähigkeit zur spontanen Massenmobilisierung das Fortleben des Nationalsoziallismus im wiedervereinigten Deutschland begründet, wird Gegenstand eines anderen Vortrages sein. Mit der Konferenz erhofft sich die AG Antifa etwas zum besseren Verständnis des Nationalsozialismus beizutragen, und so auch die Geschäftsgrundlage der heutigen Gesellschaft zu erhellen